Diesseits von Gut und Böse: Ein hässlicher Deutscher

Nr. 12 –

Wie er da im neonfarbigen Schutzanzug unter seinem schicken Velohelm hervorschaut, sieht er eigentlich ganz niedlich aus. Doch wenn man hört und liest, was er den ganzen Tag treibt, ists vorbei mit der Niedlichkeit: Niclas M. meldet alle Mitbürger:innen der Polizei, die sich seiner Ansicht nach ordnungswidrig verhalten.

Seit der «Spiegel» den Achtzehnjährigen per Video bei seinem «Hobby» begleitete, soll er laut «20 Minuten» «Kultstatus» erlangt haben. Dass er dank diesem kürzlich verprügelt wurde, ist ihm egal. «Es wurde nur eine Schädelprellung diagnostiziert. Ich bin wieder wohlauf.» Die Attacke sei «Hobbyrisiko». Wäre Niclas erst siebzehn, müsste seine Sachsen-Anhalter Heimatgemeinde eigentlich das Jugendamt einschalten, denn das, was er treibt, ist Selbstgefährdung mit zwanghaften Zügen, unterstützt durch klickgeile Medien.

Aber auch für Menschen, die wenig Freude an Velostreifen zuparkenden Autofahrer:innen haben, hat das Auftreten von Niclas M. etwas Unheimliches: Das beginnt schon bei der Eigenkreation «Anzeigenhauptmeister», mit der er sich «fehlbaren» Mitbürger:innen vorstellt. Im festen Glauben, der Allgemeinheit einen Dienst zu erweisen, schnurrt er Paragrafen und Gesetzesartikel herunter. Er ist im Recht. Wenn ihm jemand widerspricht, holt er die echte Polizei. Auf die Frage eines Reporters, ob er nicht manchmal kleinlich sei, antwortet Niclas in tiefem Ernst: «Ja. Aber Gesetz ist Gesetz.»

Niclas M. macht eine Ausbildung im Medizinbereich. Möge er mir als Berufsmann nie begegnen.