Linda Stibler (1938–2024): Ein furchtloses Leben

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Wer mit Linda Stibler zu tun hatte, sucht nicht lange nach Worten: Aufrecht und unerschrocken sei sie gewesen. Fadengerade. Die Basler Journalistin und Autorin wusste stets, was sie wollte und wofür sie bis ins hohe Alter kämpfte: für linke Themen, für alle. Für Gleichberechtigung, Umweltschutz oder die Unabhängigkeit der Medien. Linda Stibler wurde 1938 in Basel geboren, durchlief eine klassische Schulbildung und machte danach die Ausbildung zur Telegrafistin und Telexistin. Ihr Weg zur Journalistin begann mit einem Job als Sekretariatsaushilfe bei der «National-Zeitung», wo sie schliesslich Redaktorin wurde. Als das Blatt mit den «Basler Nachrichten» zur «Basler Zeitung» fusioniert wurde, wechselte Stibler ins Redaktionskollektiv der linken «Basler Arbeiterzeitung». Fünf Jahre später, als die «AZ» den Betrieb einstellte, wurde Stibler freischaffende Journalistin, unter anderem fürs Schweizer Radio.

1959 heiratete sie. Stibler bekam zwei Söhne, politisch blieb sie stets engagiert: Sie gehörte der Vereinigung für das Frauenstimmrecht an und setzte sich früh für Umweltanliegen und gegen Atomkraft ein. 1971 trat sie der SP bei und kandidierte acht Jahre später für den Nationalrat, wurde aber nicht gewählt. 1981 wurde sie Vizepräsidentin der Basler SP. Zu ihrem politischen Engagement kam 2006 die Literatur hinzu: Stibler veröffentlichte den vielbeachteten Roman «Das Geburtsverhör», in dem sie die Geschichte einer schwangeren Baselbieterin im 19. Jahrhundert erzählt, die von Bannbrüdern der Kirchgemeinde zu ihrer Schwangerschaft verhört und folterähnlich befragt wird.

Neben ihrer späteren Arbeit als Erwachsenenbildnerin publizierte Stibler bis ins hohe Alter – auch in der WOZ, für die sie vorwiegend über Bildungsthemen schrieb. Ausserdem schrieb sie bis 2022 die Kolumne «kontertext» für den «Infosperber». Am 24.  Februar starb Linda Stibler selbstbestimmt in einem Basler Pflegeheim. Sie wurde 85 Jahre alt.