«Nordirlands ungewisse Zukunft»

Die protestantische Shankill Road in Westbelfast

Zurück zu den «Troubles»? Oder vorwärts zur irischen Vereinigung?

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Liebe Leserin, lieber Leser

Wir freuen uns über das rege Interesse an unserer WOZ-Leser:innenreise nach Nordirland. Leider ist sie schon ausgebucht. Gerne nehmen wir Sie aber auf die Warteliste und benachrichtigen Sie, falls kurzfristig jemand abspringen sollte. Schreiben Sie uns dafür Ihren Namen, Ihre Adresse, Ihre Telefonnummer und E-Mail-Adresse an unterwegs@woz.ch.

Herzliche Grüsse
Ihr WOZunterwegs-Team

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Kommt sie? Oder kommt sie nicht? Über hundert Jahre nach dem Unabhängigkeitskrieg und der Spaltung der irischen Insel 1921 könnte das in Sichtweite rücken, wonach sich der eine Teil der nordirischen Bevölkerung seit langem sehnt – und was der andere vehement ablehnt. Wofür eine Guerilla jahrzehntelang kämpfte und was auf der anderen Seite Paramilitärs samt der britischen Armee mit Macht zu verhindern suchten: die irische Wiedervereinigung.

Das kommt überraschend. Ein Vierteljahrhundert nach dem Abkommen von Karfreitag ist Nordirland weitgehend aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit entschwunden. War das international ausgehandelte und völkerrechtlich verankerte Friedensabkommen nicht einst als Lösung des langen Konflikts zwischen den beiden grossen nordirischen Gemeinschaften gefeiert worden? Hatte es nicht die Bürgerrechte für alle festgeschrieben, die Diskriminierung beendet, zur Verständigung beigetragen? Alles schien gut. Zwar hat seither die Zahl der Zäune, die als «Friedenslinie» Belfast durchziehen, zugenommen, zwar ist das Bildungssystem weiterhin nach Konfession geteilt – aber es herrschte Ruhe. Vorläufig jedenfalls.

Doch das könnte bald vorbei sein. Denn der Brexit, der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU, hat alte Gräben aufgerissen. Und die Frage aufgeworfen, wohin sich Nordirland entwickeln soll. Beim Referendum 2016 stimmte jedenfalls eine Mehrheit der nordirischen Bevölkerung für einen Verbleib in der EU und damit für eine offene Grenze zur Republik Irland. Die meisten Abstimmenden der probritischen und mehrheitlich protestantischen Gemeinschaft votierten hingegen für den Austritt und für das, was ihnen ohnehin am liebsten wäre – eine Abschottung gen Süden.

Nur liess die EU das (mit Verweis auf das Karfreitagsabkommen) nicht zu. Und setzte durch, dass Nordirland handelspolitisch in der EU blieb. Seither verläuft die Warengrenze zwischen Nordirland und Britannien – ein Affront für die unionistisch-protestantische Seite. Und da bei der Regionalwahl im Mai 2022 auch noch die frühere IRA-Partei Sinn Féin die meisten Stimmen gewann, sie also das Anrecht auf den Vorsitz in der vom Karfreitagsabkommen vorgesehenen Koalitionsregierung hätte, blockiert die protestantische DUP alle Absprachen.

Aber wie lange kann sie den Boykott aufrechterhalten? Der politische und demografische Wandel der letzten Jahrzehnte hat die Verhältnisse verschoben. Die einst solide unionistische Bevölkerungsmehrheit schrumpfte zur Minderheit; der ehedem sozialpolitisch konservative Süden ist dank zahlreicher Reformen für viele kein Schreckgespenst mehr (sondern progressiver als der Norden). Und dann ist da noch die im Abkommen von 1998 festgehaltene Option auf ein Referendum über die Zugehörigkeit der sechs nordirischen Grafschaften: Es muss abgehalten werden, wenn sich eine Mehrheit für den Zusammenschluss mit Südirland abzeichnet.

Was also ist aus dem Verständigungsprozess geworden? Können die irisch-katholischen Nordir:innen die britisch-protestantische Gemeinschaft überzeugen? Lässt sich die Spaltung überwinden? Oder kommt es zu kriegerischen Auseinandersetzungen wie während der «Troubles» (1969–1998), die rund 3500 Tote forderten?

Auf dieser WOZ-Reise erleben wir ein Nordirland jenseits der medialen Zuschreibungen von Gut und Böse: Wir begeben uns auf eine Exkursion durch die Geschichte, treffen auf alte Bürgerrechtsaktivist:innen wie Bernadette Devlin McAliskey und Eamonn McCann, begegnen britisch-loyalistischen Exparamilitärs, wandern mit ehemaligen IRA-Kämpfern durch das nordirisch-irische Grenzgebiet, spazieren durch Quartiere beider Gemeinschaften (in denen weiterhin Armut herrscht) und begreifen, was diesen Konflikt so kompliziert macht. Und wie er friedlich beendet werden könnte. Reisen Sie mit!

Pit Wuhrer

PS: Die Nordirland-Reise wird nur noch dieses eine Mal angeboten.

Reisedaten

20. bis 27. Juli 2024

Programm

Das detaillierte Reiseprogramm als PDF zum Download

Unterkunft / Preise / Leistungen

Preise pro Person (inklusive Frühstück)

Hotel Premier Inn (www.premierinn.com)
Doppelzimmer: Fr. 1900.–
Einzelzimmer: Fr. 2400.–

Nur Programm: Fr. 1350.–

Die Hin- und Rückreise nach Belfast muss individuell organisiert werden und ist nicht im Preis inbegriffen. 

Seit dem Brexit braucht es zur Einreise in das Vereinigte Königreich (zu dem Nordirland noch gehört) unbedingt einen Reisepass!

Die angegebenen Preise sind Richtpreise, die sich je nach Wechselkurs und Anzahl Teilnehmer:innen noch leicht ändern können. Individuelle Wünsche wie zum Beispiel Aufenthaltsverlängerungen können Sie bei der Anmeldung im Bemerkungsfeld angeben. Wir versuchen, diese zu organisieren, können aber keine Garantie dafür abgeben. Wir informieren Sie jeweils so bald wie möglich. Zwei gemeinsame Mahlzeiten sind im Reisepreis inbegriffen. Auf dem Programm finden Sie die entsprechenden Hinweise.

Die Reise wird fotografisch dokumentiert. Ausserdem nehmen wir – wenn möglich – die Referate und Gespräche auf. Die Bilder und Tonaufnahmen werden allen Mitreisenden später zur Verfügung gestellt.

Bei Fragen zu dieser Reise wenden Sie sich per E-Mail an unterwegs@woz.ch, oder rufen Sie uns an: +41 44 448 14 83. Wir freuen uns, wenn Sie mit uns reisen.

Anmeldeschluss ist der 11. April 2024.

Literatur

Eine ausführliche Literaturliste als PDF-Datei zum Download.

AGBs für die Reisen

Allgemeine Geschäftsbedingungen für die «WOZunterwegs»-Reisen als PDF-Datei zum Download.

republikanischer Aufmarsch beim Friedhof Milltown an Ostern
Jedes Jahr an Ostern: Republikanischer Aufmarsch beim Friedhof Milltown. Foto: Pit Wuhrer
«Friedensmauer» zwischen den Quartieren
Zwischen den Quartieren: Die Zahl der «Friedensmauern» wächst. Foto: Pit Wuhrer
Viertel Bogside in Derry aus der Vogelperspektive
Lange Zeit «befreite Zone»: Das Viertel Bogside in Derry. Foto: Pit Wuhrer
Mahnwache der pro-britischen Unionist:innen vor dem Belfaster Rathaus
Allzeit bereit: Mahnwache der pro-britischen Unionist:innen vor dem Belfaster Rathaus. Foto: Pit Wuhrer