Finanzkapitalismus: Wilde Trillionen

Nr. 18 –

Die Zürcher Kantonalbank spannt mit Spekulanten zusammen, die den Technologiekonzern Sulzer übernehmen. Ein Beispiel aus der Welt des Geisterkapitals. In welcher Zukunft leben wir?

Wer die Verhältnisse bewegen oder ihnen auch nur ein wenig Spielraum abringen möchte, sollte sich zuerst einen Begriff davon machen, wie sie beschaffen sind - und was sie antreibt. Merkwürdigerweise ist uns die alte, schöne Gewohnheit des Begreifens abhanden gekommen. Für grosse Teile der Linken ist der aktuelle Kapitalismus, unter dem wir arbeiten, unsere Haut zu Markte tragen, Beziehungen knüpfen, Existenzen bauen, nur noch ein blinder Fleck.

Merkwürdig ist das nicht nur, weil das Kapital längst alle Lebensbereiche ökonomisiert, bis hinein ins Intime. Seine Mechanik zu verstehen, um sie besser zu unterlaufen, wäre zumindest eine Frage persönlicher Autonomie.

Bizarrer aber ist die Unwilligkeit, den neuen Finanzkapitalismus zu fassen - denn er ist dabei, die Grundlagen von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, wie wir sie kennen, zu zerstören.

Der Kapitalismus mutiert. Von einem mächtigen Verwertungstrieb bewegt, hat das Finanzkapital begonnen, die wirtschaftliche Substanz zu plündern, die Generationen geschaffen haben. Swissmetal war das Vorspiel, die feindlichen Übernahmen der alten Schweizer Industriegruppen Oerlikon (ex-Bührle, ex-Unaxis), Saurer, Ascom, Sulzer, Implenia (Bauindustrie) durch Hedgefonds (siehe ganz unten) und andere Financiers sind nur der Anfang: Die Demontage der produzierenden Schweizer Wirtschaft läuft.

Der Konflikt wäre also akut und brisant, und es liessen sich wohl auch ziemlich breite Bündnisse schmieden. Aber nichts geschieht. Schwierige Materie? Schlechtes Kräfteverhältnis? Ach was. Jetzt, da die Linke, vorab die SP, kaum noch weiss, wie sie heisst und wo sie wohnt, hätte sie, kein geringes Paradox, zum ersten Mal seit dem Generalstreik 1918 eine scharfe Waffe gegen die kapitale Ordnung in der Hand, einen grossen Hebel. Doch davon später.

Anfang in Reconvilier

Im Januar 2006 trat die Belegschaft der Boillat-Swissmetal im Berner Jura in einen zweiten, langen und harten Streik. Sie wollten verhindern, sagten sie, dass Swissmetal-CEO Martin Hellweg gegen jede industrielle Logik den rentablen Buntmetallbetrieb mit Kunden aus Flugzeugindustrie und anderen Hightech-Industrien zerschlage. Wie kann das sein, fragte darauf ein Journalist die GewerkschafterInnen der Unia: «Hellweg und seine Investoren wollen doch Geld verdienen. Warum sollten sie einen rentablen Betrieb zerstören?» Das ist eine finanzkapitalistische Operation, erklärten die GewerkschafterInnen. Sie ahnten, was Sache ist. Aber die Erklärung geriet etwas kurz.

Gewerkschaften sind für solche Fälle schlecht gerüstet. Ihre Rolle, ihre ganze Geschichte ist darauf gebaut, dass die Unternehmen produzieren wollen, um Waren mit Gewinn zu verkaufen. Klassischer Kapitalismus eben, von Karl Marx prägnant analysiert: Geld-Arbeit-Ware-mehr-Geld (G1-A-W-G2). Die Quelle des Werts, also Kern des Kapitalismus, ist die Lohnarbeit - und die Quelle des Profits ist der Mehrwert aus dieser Arbeit. Über die Verteilung dieses Mehrwerts, über Lohn, Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten streiten die Gewerkschaften mit den UnternehmerInnen. Weil aber im Prinzip alle ein Interesse an der Produktion haben, lässt sich der Streit irgendwann «sozialpartnerschaftlich» beilegen.

Die Gewerkschaft Unia hatte den Arbeitskampf in der Boillat nicht losgetreten. Aber sie unterstützte die Belegschaft, um Hellweg schnell wieder an den Verhandlungstisch und die Boillat-Angestellten in die Werkhallen zurückzubringen. Streiks sind in diesem System ein Mittel der Sozialpartnerschaft, nicht des Klassenkampfes. Eine Firma zu bestreiken, bis sie auseinanderfliegt, gehört nicht zum Arsenal der Gewerkschaften.

Das neue Finanzkapital hingegen lässt den Konflikt eskalieren. Was der fragende Journalist verkannte: Im neuen Kapitalismus sind wir nur noch mit einem Bein in der Produktion - mit dem anderen Bein aber in der reinen Zirkulation von Kapital. Sie ist heute schon das dominierende kapitalistische Muster. Das ist nicht leicht zu verstehen. Ein kleine Swissmetal-Chronologie erlaubt eine erste Annäherung.

Beim ersten Streik im Jahr 2005 wollte CEO Martin Hellweg noch produzieren. Er drängte auf einen Deal. Im Herbst begann er die Abmachung zu brechen, die den ersten Streik beendet hatte. Die Belegschaft warnte ihn. Im Januar 2006 legte sie ihre Arbeit nieder. Diesmal tat Hellweg alles, um den Streik anzuheizen. Die Erklärung kam am 6. Februar: Als Bundesrat Joseph Deiss auf Drängen der Unia einen Vermittler einsetzte, kündigte Hellweg provokativ die Entlassung von 120 Boillats an - und meldete zugleich, er habe einen neuen Hauptaktionär: der Finanzkonzern Laxey Partners hatte während des Streiks ein grosses Aktienpaket gekauft.

Der Kurs der Aktie stieg steil nach oben. Zwar produzierte Swissmetal kaum noch Waren. Aber Laxey ist ein Hedgefonds. Und diese sind bekannt für ihre Coups. Spekulanten kauften gegen den realwirtschaftlichen Gang des Unternehmens, weil sie eine Finanzoperation witterten.

Abgekoppeltes Finanzkapital

Was tun Hedgefonds? Sie arbeiten als Geldmaschinen für die rund 8000 heftig umworbenen Superreichen der Welt (High Net Worth Individuals), für Banken, Versicherungen und institutionelle AnlegerInnen wie Pensionskassen (darüber wird noch zu sprechen sein). Wer bei ihnen Geld einlegt (Mindesteinlage zwischen 20 und 100 Millionen Dollar), ist nicht bekannt - meist bleibt auch im Halbschatten von Bankgeheimnis, Offshoreplätzen und Treuhandfirmen, was die Hedgefonds denn genau machen.

Sie versprechen Renditen von 25 und mehr Prozent. Mit wirklicher Produktion ist das nicht zu realisieren - in der Zirkulationssphäre des Geldes schon. Konkret betreiben Hedgefonds alle Geschäfte, die auf den Finanzmärkten möglich sind. Devisengeschäfte, Terminspekulationen, Rohwarengeschäfte, Aktienspekulation, Handel mit Kreditbriefen aller Art und anderen Derivaten. Derivate sind nichts anderes als verbriefte Wetten auf alles Mögliche, zum Beispiel auf den Eintritt von Katastrophen («Cat-Bonds»).

Hauptsache, das eingesetzte Kapital ist im Vergleich zum Ertrag gering. Hebelwirkung heisst das Zauberwort der explodierenden Finanzmärkte. Jeden Monat erfinden Banken und andere Finanzer Hunderte dieser «Finanzmarktprodukte». Die neuesten Zahlen der Finanzforschung veranschlagen das Volumen der Derivate mit 340 Billionen Dollar - das Weltbruttoinlandsprodukt (alle weltweit in einem Jahr produzierten Güter und Dienstleistungen zusammen) beträgt nur 42 Billionen Dollar. Das illustriert die fast vollständige Abkoppelung des Finanzkapitals, also der Zirkulation von der realen Produktion: 2007 wird der aufgeblähte Finanzkapitalismus 100 Mal grösser sein als die globale Wirtschaft. Ein immenser Haufen fiktiven Kapitals, der sich auch in Gebühren und Salären der Hedgefonds niederschlägt. Letztes Jahr garnierte der bestbezahlte Manager eines US-Hedgefonds 1,5 Milliarden Franken Gehalt. Dass dem keine real erwirtschafteten Gewinne zugrunde liegen, ist klar. Wie aber entstehen sie?

Kernbusiness der Hedger ist die Plünderung der realen Ökonomie. Zum Beispiel durch die Ausweidung von Unternehmen. Hat der Fondsmanager erst eine starke Position aufgebaut, kann er sich zum Beispiel die stillen Reserven auszahlen lassen (Sonderausschüttungen an die Kapitaleigner, von Laxey bei Saurer gefordert). Oder den Rückkauf von Aktien durch das Unternehmen erzwingen (deren Kurs sich allein durch die Präsenz des Fonds oft vervielfacht hat). Das Unternehmen zur Kreditaufnahme und Ausschüttung zwingen, es filetieren oder ganz zerschlagen. Für die Aktien von gesplitteten Unternehmen gibt es an der Börse einen Bonus. Zerschlagene Unternehmen kann der Hedgefonds meistbietend verscherbeln. Laxey formuliert das selbst so: Es gehe darum, mit Veränderungen «börsenrelevante Events» zu schaffen, die zu einer Wertsteigerung der Aktie führen. Der Fonds kassiert und wendet sich neuer Beute zu. Lässt ein Hedgefonds nach wenigen Monaten von einem Unternehmen ab, ist das Unternehmen entweder zerstückelt oder seiner Substanz entleert und verschuldet. Für Forschung und Entwicklung, für langfristige Strategien fehlt dann das Kapital. Auf diesem Weg treibt das Finanzkapital Plünderung und Deindustrialisierung der realen Wirtschaft voran. Fallen wir dem Finanzkapital nicht rasch in den Arm, ist unsere Ökonomie in fünf Jahren ein verheertes Gebiet, eine Dienstleistungswüste mit Industrieruinen, mit extrem reichen Finanzern und Hunderttausenden von Arbeitslosen.

Obszön, aber nicht falsch

Global haben die Fonds eine sich immer schneller drehende Kapitalkonzentration entfesselt. Hedgefonds sind keinerlei Aufsicht unterworfen. Nicht nur das Geld ihrer KundInnen setzen sie ein, sondern sie operieren mit hohen Krediten, die wiederum mit Hebelgeschäften nochmals vervielfacht werden. Als der US-Hedgefonds LTMC zusammenbrach, hätte er um ein Haar die Weltfinanz mitgerissen: Bei 5 Milliarden Dollar Eigenkapital hatte er Verbindlichkeiten von annähernd einer Billion Dollar angehäuft. Hedgefonds verwalten derzeit um die 1800 Milliarden Dollar (es könnte leicht schon mehr sein, die Beschleunigung ist so gewaltig, dass die Zahlen fast wöchentlich korrigiert werden müssen). Agierten sie mit demselben Kredit- und Hebelfaktor wie LTMC, könnten Hedgefonds heute theoretisch das Neunfache des Weltbruttoinlandsprodukts in Bewegung setzen.

So sind selbst Weltkonzerne - sogar Microsoft - vor den Fonds nicht mehr sicher. Unfreundliche Übernahmen für Dutzende von Milliarden sind an der Tagesordnung. Die deutsche Börse, Medienkonzerne, amerikanische Gesundheitskonzerne, wesentliche Teile westlicher Ökonomien wurden von den Fonds gekapert und weiterverkauft. Dieser Tage meldete sogar die Citybank, weltweit Nummer eins unter den Finanzkonzern, sie befürchte einen Angriff durch Hedgefonds.

Der Clou bei den Übernahmen in der Schweizer Industrie: Meist arbeiten die Hedgefonds mit Minieinsätzen. Es genügt, zu einem kleinen Aktienpaket ein grösseres Paket Optionen zu addieren. Optionen sind Papiere, die wenige Franken (manchmal nur Rappen) kosten, dem Besitzer aber das Recht geben, an einem bestimmten Tag eine Aktie eines Unternehmens zu einem festgelegten Preis zu erwerben. Er muss aber nicht. So lässt sich für wenig Geld ein virtuelles Aktienpaket schnüren, das die Konzernleitung zwingt, sich mit dem Fonds zu arrangieren. Ein weiterer Hebel ist die Aktienausleihe: Der Fonds kann sich bei einer Bank für geringe Miete die Aktien des Unternehmens ausleihen, das er kontrollieren will.

Optionen werden in der Regel von Banken ausgegeben. Auf diesem Weg verhalf etwa die Zürcher Kantonalbank (ZKB) der Finanzgesellschaft Victory und dem russischen Oligarchen Viktor Vekselberg innert weniger Monate zur Kontrolle über die halbe Schweizer Industrie. Eine helvetische Besonderheit ist die klandestine, nirgendwo aufgelegte oder registrierte Option. Zumindest im Fall Sulzer hat die ZKB offenbar zu diesem (legalen) Trick gegriffen.

Für eine halböffentliche Bank mit Staatsgarantie ist das ein Skandal - und ein Symptom für den zunehmend kannibalischen Finanzkapitalismus. Die Banken, die eigentlich für den Kredit besorgt sein sollten, haben sich längst aus weiten Teilen der realen Ökonomie zurückgezogen und setzen aufs Finanzgeschäft. Das ist mehr als Komplizenschaft mit den Fonds. Alle grossen Banken betreiben eigene Hedgefonds - oder bauen gerade welche auf.

«Was wir tun, ist absolut obszön», sagte vor wenigen Tagen Marc Lasry, Gründer des führenden Hedgefonds Avenue Capital Group. «Ich sage nicht, dass es falsch ist, aber es ist obszön.» Da ahnen wir: Hedgefonds sind nicht die Schmuddelkinder des Finanzkapitalismus, sondern seine reine Form.

Finanzkapitalismus 2.0

Wir kannten den klassischen, produzierenden Kapitalismus (eben: G1-A-W-G2). Darauf formierte sich der globalisierte Shareholderkapitalismus. Der presste das Maximum aus der Arbeit und inszenierte die neue internationale Arbeitsteilung. Aber er wusste noch, dass der Mehrwert aus der Arbeit kam.

Der Finanzkapitalismus neuer Prägung - Finanzkapitalismus 2.0 - gibt vor, dies zu ignorieren. Er probt die wundersame, direkte Vermehrung von Geld zu mehr Geld. G1-G2. Die reine Zirkulation. Daraus spricht zwar der alte genetische Wunsch des Finanzkapitals, sich nun, nachdem es sich der Volkswirtschaft entledigt hat, auch von der Arbeit zu befreien: «Jobless growth». Freilich ist das eine Fata Morgana. Immer ist Mehrwert im Spiel. Zum einen nährt sich die Zirkulation aus der Plünderung der Substanz der Unternehmen, also aus gesammeltem älterem Mehrwert. Zu anderen aus einer explosionsartigen Vermehrung des Kredits. Kredit ist nichts anderes als das Versprechen auf künftigen Mehrwert: Geisterakkumulation.

Hier winkt von weitem die Bruchstelle des Kapitalismus, seine Systemgrenze. Die Finanzblase hat ein Volumen erreicht - und ihre Ausdehnung seit etwa drei Jahren ein Tempo -, das schon rein mathematisch kein künftiger Mehrwert jemals einzulösen vermag. Einziger Ausweg für das Finanzkapital: die Blase immer weiter aufzupumpen, mit neuem Geld, um die alten Verbindlichkeiten zu besorgen. Simpel gesagt wirkt auch hier das Prinzip Kettenbrief, nur gut getarnt, global, methodisch hochstehend. So haben es die Banken geschafft, neuartige Schuldenzertifikate in Umlauf zu bringen. Die Schuld eines Dritten bei der Bank wird mit Abschlag als Wertpapier in Umlauf gebracht. Diese Schuldenderivate sind schon in zweistelliger Billionenhöhe auf den Märkten: eine akute Gefahr für die Stabilität. Warren Buffett, Milliardär und Leitbild aller Spekulanten, nennt sie «finanzkapitalistische Massenvernichtungswaffen».

Ein Tsunami von Geld ergiesst sich über die Welt. Und der Wert wird entwertet. Deutsche Fachmagazine schreiben schon mal von «Trillionen», wenn sie Billionen meinen. Der Grund ist simpel: In Englisch steht «trillion» für Billion. Nur, FachjournalistInnen müssten das wissen. Eine Trillion sind 1000 Billionen. Aber wahrscheinlich kommt es darauf auch gar nicht mehr an - Hauptsache Zirkulation. Sie ist ein Selbstwert.

Eine scharfe Waffe

Wir wollen hier nicht weiter dar-über berichten, dass seit etwa sechs Monaten die Weltbank, der IWF, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Morgan Stanley, die «Financial Times» und «The Economist», die G7 und die EU, Nobelpreisträger und Chefökonomen rundum über den kommenden epochalen Crash debattieren, als wäre er eine Gewissheit, nur sein Datum unbekannt.

Interessanter ist die erwähnte scharfe Waffe gegen den Finanzkapitalismus. Sie liegt in Händen der Gewerkschaften, der einzigen organisierten, sozialen Kraft in diesem Land. Manche GewerkschafterInnen, welche die Pensionskassen paritätisch mitverwalten, erhalten dieser Tage ziemlich viel Post und Besuch. Die Fonds schwimmen im Geld, suchen aber dringend noch mehr. 650 Milliarden lagern in der Zweiten Säule. Ein Teil ist schon in Fonds engagiert. Kurzum: Mit ihren Pensionskassen-Rücklagen sollen die Arbeitenden die Vernichtung ihrer eigenen Arbeitsplätze finanzieren. Das finden immer mehr GewerkschafterInnen stossend. Sie haben es in der Hand. In den Kassen können sie alles Geld aus Hedgefonds, Private-Equity-Fonds, Funds of Funds zurückbeordern. Den Banken die Aktienausleihe aus den Depots der Kasse verbieten. Die Verwaltung des Kapitals in die Kassen zurücknehmen. Druck auf ein neues Aktienrecht machen. Und einige Dinge mehr.

Auf die Akteure des Finanzkapitals hätte das eine durchschlagende Wirkung. Vor allem würden die Gewerkschaften damit die längst fällige Debatte über den Finanzkapitalismus lostreten. Man möchte sich die Reaktion schon im Voraus auf der Zunge zergehen lassen: Die mannhafte Indignation der NZZ über die Klassenkämpfer im Gewerkschaftsgewand. Robuste Empörung bei «Finanz und Wirtschaft». Und in der «Weltwoche» das übliche Bürgerkriegsgerede.

Schweiz als Weltzentrum

Bis vor kurzem unterschied man grob zwischen Investmentfonds (vergleichsweise streng geregelt), Private-Equity-Fonds (Fonds, die sich auf nicht börsenkotierte Unternehmen spezialisiert haben) und Hegdefonds. Die Trennung wird zunehmend unscharf. Private Equity und Hedgefonds wachsen zusammen, und viele Anleger schichten ihr Kapital aus den Investmentfonds in Hedgefonds um. In wenigen Jahren, vermutet die Banque Pictet, werden Hedgefonds das Instrument aller Investoren sein. Besser würde man sie freilich Desinvestoren nennen.

In der Schweiz ist seit 1. Januar 2007 ein neues «Kollektivanlagengesetz» in Kraft, das sich die Fonds gleichsam selbst geschrieben haben. Ihre LobbyistInnen sitzen in Bankenkommission, Finanzdepartement und Nationalbank. Die Schweiz soll nun, so fordern sie, mit Steuerbefreiung dafür sorgen, dass sie das Weltzentrum der Hedgefondsindustrie wird. Das bringt volkswirtschaftlich nichts und ist brandgefährlich. Doch bisher regt sich in der Politik kaum Widerstand.