Knapp daneben: Gute Ideen

Nr. 49 –

Genf folgt dem leuchtenden Beispiel anderer Schweizer Städte und stellt das Betteln unter Busse. Eine gute Idee, gerade zur Weihnachtszeit, und so barmherzig! «Hätten Sie mir vielleicht einen Franken?» «Ja, aber das kostet Sie achtzig Franken Busse.» «Gut, hätten Sie mir dann vielleicht einundachtzig Franken?» Der Cafetier-Verband fürchtet Umsatzeinbussen während der Europameisterschaft 2008. Das Szenario: alle mit Alk beim Public Viewing, keiner mit Kaffee im Café. Deshalb empfiehlt der Verband seinen Mitgliedern, für den Toilettenbesuch im kommenden Juni zwei Franken zu verlangen. Eine gute Idee! «Komm, lass uns hier an den Baum pissen.» «Nein, ich geh lieber ins Café, dort kostet es zwei Franken.»

Die Zürcher Volkswirtschaftsdirektion will für die EM das Nachtflugverbot lockern, um unter Problemverdacht stehende Fangruppen direkt nach Schlusspfiff unplafoniert heimzufliegen. Eine gute Idee! Und so nett, denn: Nach dem Spiel in den Shuttlebus einzusteigen sei freiwillig, sagt der Volkswirtschaftsdirektionssprecher. Zwingen könne man niemanden, aber Anreize schaffen. Zum Beispiel mit dem Sparargument: «Guten Abend, Herr Brutalescu. Sie sind doch Rumäne, also arm und gewaltbereit. Möchten Sie nicht vielleicht hier in diesen Shuttlebus einsteigen und heim nach Bukarest fliegen? Sie sparen sich so die teure Hotelübernachtung.» «Nein, danke. Ich habe noch vier Franken. Ich gehe jetzt in ein Café auf die Toilette, dann schlage ich der Reihe nach einen Italiener, einen Holländer und einen Franzosen zusammen, dann gehe ich noch einmal in ein Café auf die Toilette.» «Wie Sie wünschen. Einen schönen Aufenthalt noch. Erleben Sie Emotionen!»

Die Stadtpolizei Zürich hat während der Uefa-Cup-Partie des FCZ gegen Toulouse Drohnen getestet, die sie an der EM einsetzen will. Eine gute Idee! Und so erfolgsversprechend, denn: Das Drohnenauge erkennt Menschenansammlungen! Keine einzelnen Gesichter zwar und auch keine Autonummern, aber Menschenansammlungen! Und davon wird es an einer EM ja hoffentlich welche geben. «Geh mal näher ran hier. Noch näher. Stop. Siehst du, was ich sehe? Troubles, Kamerad, troubles.» «Meinst Du die fünfzehn, zwanzig Stück dort, die sich rumschubsen?» «Genau. Troubles. Böse Jungs. Vermutlich Türken.» «Nein, Italiener. Und Franzosen. Corner in der Nachspielzeit.»

Der FC Sion geht hart gegen Wohlstandsverwahrloste vor. Weil Luzerns Torhüter Zibung von einem Gameboy aus dem Sittener Block getroffen wurde, drohte der Verein, die ganze Nordtribüne zu sperren, bis der Täter identifiziert war. Gute Idee! Es geht schliesslich nicht an, dass sie in Genf das Betteln verbieten und gleichzeitig im Wallis mit Unterhaltungselektronik um sich werfen. So wird das nichts mit dem sozialen Frieden. Auch die Kollektivstrafe heiligt hier als Mittel den Zweck. Findet auch Ex-Schiedsrichter Pierluigi Collina. In seiner Autobiografie zeigt er sich entzückt über Newcastles St. James Park. Dort würden, sobald einer aus der Reihe tanzt, dem ganzen Sektor die Jahreskarten entzogen, und zwar so lange, bis einer den Fehlbaren verpfeift. So geht das doch! Gute Idee! Und ausbaufähig! «Hast du gehört, Michel, Wettskandal in all unseren Wettbewerben. Was sollen wir tun?» «Betrieb einstellen, tout de suite. Bis es einer zugibt.» «Und wenn es keiner zugibt, alles absagen? Auch die Euro?» «Ja, auch die Euro.» «Michel, bist du im Cafetier-Verband?»