Freipass: Frei, still und sauber

Nr. 33 –

Ein Verein setzt sich für Velofahrende an Alpenpässen ein. Am 20. September 2008 soll der Sustenpass autofrei sein.


Wer mit dem Velo über einen Alpenpass fährt, kann etwas erzählen. Leider tönt das dann – frei nach Douglas Adams – oft so: «Die ersten zehn Millionen Motorräder waren die schlimmsten. Die zweiten zehn Millionen Motorräder waren auch die schlimmsten. Die dritten zehn Millionen Motorräder haben mir überhaupt keinen Spass gemacht. Danach habe ich ein bisschen die Lust verloren.» Entsprechend wenig Velofahrende mögen an Wochenenden über die Pässe.

Es geht auch anders: Streut man das Gerücht, ein Pass sei während ein paar Stunden ohne Lärmverkehr zu haben, tauchen Tausende von Velos auf. Das zeigt sich jedes Jahr einmal am Stilfser Joch und einmal am Albula. An allen anderen Pässen und Wochenenden gibt es nur die Wintersperre oder den Töffterror.

An allen Pässen? Nein! Der Freipass, ein kleiner Verein unbeugsamer Velofahrender, hat es in zähem Kampf geschafft, auch den Sustenpass während sieben Stunden vom Lärmverkehr zu befreien: am 20. September von 10 bis 17 Uhr zwischen Wassen UR (ja, das mit dem Chileli) und Gadmen BE.

Die Zahl der Velos an diesem Samstag wird entscheiden, ob solche Anlässe Zukunft haben. Bei lokalen Behörden und Wirtschaftsleuten sind sie umstritten. Während der Kanton Uri sofort dabei war und der Verkehrsverein Wassen die Sache unterstützt, biss sich der Verein Freipass auf der anderen Seite fast die Zähne aus. Nur die Gemeinde Gadmen wollte mitmachen, Innertkirchen nicht, der Verkehrsverein Haslital Tourismus will den Anlass dem Frieden zuliebe ignorieren.

In den Gemeinden an den Pässen wollen die Leute nämlich genauso Geld verdienen wie alle anderen Leute, und sie können rechnen: Wenn 10000 TöfffahrerInnen durchlärmen und jedeR Zehnte einen Kaffee mit Gipfeli bestellt, gibt das Geld. Und ein paar tanken, das gibt auch Geld. Und zwei oder drei übernachten, das gibt auch Geld. Kurz: Mit einer siebenstündigen Auto- und Töffpause nimmt man den Leuten etwas weg.

Der Verein Freipass hält dagegen, dass die Pause etwas bringt: Veloreisende geben am Ort mehr Geld aus, weil sie eben nicht nur durchbrausen, sondern länger in der Gegend sind, häufiger einkehren, mehr konsumieren, mehr übernachten. Der Freipass propagiert seine Anlässe als Mehrtagestouren mit Übernachtungen vor Ort. Wer gelernt hat, von und mit dem Töffterror zu leben, glaubt das aber nicht einfach so. Der Verlust ist berechenbar, der Gewinn eine Möglichkeit. Spatz in der Hand und was der Haslitaler nicht kennt halt.

Eine motorfahrzeugfreie Passstrasse gibt es nur, wenn die betroffenen Gemeinden dazu Ja sagen. Darum wird am 20. September der Sustenpass erst ab Gadmen und nicht schon ab Innertkirchen für Velos freigehalten. Ob Gadmen und andere Gemeinden auch in Zukunft wieder Ja sagen, hängt davon ab, ob der 20. September tatsächlich etwas bringt. Dazu braucht es viele, viele Veloreisende. Bitte weitersagen. Und hinfahren.

www.freipass.ch