100 Wörter: Arbeitselefanten

Nr. 44 –

In Mumbai standen vier Elefanten am Strassenrand und schauten traurig drein, weil es ihnen seit drei Tagen nicht gelungen war, auf die andere Seite der Fahrbahn zu gelangen, von wo aus sie den Heimweg gekannt hätten. Sie waren unter dem Versprechen, es gebe Arbeitsplätze in der Bauindustrie, in die Stadt gelockt worden, wo man sie zu allerlei Affentheater mit Touristen in bunten Hosen missbrauchte. Erst das beherzte Eingreifen des Tierschützers Humpendink erlöste sie von ihrem Schicksal. Die lang ersehnte Freiheit erwies sich spätestens an dieser Kreuzung als Farce. Als sie es zur Strassenmitte geschafft hatten, wurden sie wegen Verkehrsbehinderung verhaftet.

Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held»). Er ist von der Reise zurück und lebt wieder in Zürich. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen und wöchentlich auf der WOZ-Website zu lesen sind.