Ausgewiesen nach neun Jahren: Ein Ehejahr fehlte

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In zwei Wochen wird Nadeem Aslam aus der Schweiz ausgereist sein. Der 44-jährige pakistanische Schneider, der im Basler St.-Johann-Quartier sechs Tage pro Woche in seinem Atelier Kleider vergrössert oder verkleinert, muss die Schweiz nach neun Jahren verlassen. Am 14. November beschied ihm das Amt für Wirtschaft und Arbeit Basel-Stadt, dass seine Arbeitsbewilligung nicht erneuert wird. «Aslam ist ein Ausländer, wie die Schweiz ihn sich eigentlich wünscht», sagt sein Arbeitgeber Saleem Ismail von der Schneiderei Elisabeth, «er verdient sein Geld, kostet den Staat keine Unterstützungsleistung und ist gut integriert. Er erfüllt eine wichtige Leistung im Quartier.»

Das sehen die Behörden anders: Sein Chef müsste vorrangig Schneider aus der Schweiz oder der EU beschäftigen, wo es «genügend Schneiderinnen und Schneider» gebe. Ein Ausweg wäre die Ehe gewesen: Vier Jahre lang war Aslam mit einer Schweizerin verheiratet, die Ehe endete 2006 unglücklich und in zwei Gerichtsprozessen. Am Ende hat ein Jahr gefehlt – erst nach fünf Ehejahren erhalten AusländerInnen den C-Ausweis. In Basel will nun eine Solidaritätsgruppe mit einer Strassenaktion und einer Unterschriftensammlung Aslam «ein Zeichen mitgeben, dass er nicht ganz alleine ist», wie Initiator Adrian Jost sagt. «Aber viel helfen wird das kaum.» Daran glaubt auch Aslam nicht: Er sitzt auf gepackten Koffern und hofft auf ein Wunder. «Nach Pakistan will ich nicht zurück.» Andreas Schneitter