Was weiter geschah: Kritik an der Kritik an der Kritik

Nr. 46 –

Seit Anfang November sind auf der neuen Onlineplattform «theaterkritik.ch» Besprechungen von Stücken in Kleintheatern und Offbühnen in der Schweiz aufgeschaltet. Bislang sind Kritiken von «D’Güseltänzerin» (Sonah Theaterproduktionen), «Glücksfahrten – Wilhelm Busch und Arthur Schopenhauer» (Sogar Theater Zürich / La Cappella Bern), «Schrott & Schrott» (Volk & Glory) und «Die Bienenkönigin» (Puppentheater Roosaroos) zu lesen.

Das Projekt des Berufsverbands der Freien Theaterschaffenden ist aus der Not entstanden: Die Theaterberichterstattung in den Medien hat dramatisch an Platz und Bedeutung verloren. Viele Stücke finden in den Medien kaum oder höchstens noch als Hinweis statt.

Schon vor dem Start stiess das Projekt, dessen Lancierung vom Bundesamt für Kultur mit 70 000  Franken unterstützt wird, auf Kritik. Es war von «subventionierter Theaterkritik» die Rede. Die Art der Finanzierung ist tatsächlich nicht unproblematisch: Die Häuser kaufen sich die Arbeit der KritikerInnen direkt bei der Redaktion. Für 600 Franken werden am Tag nach der Premiere neben dem Projektbeschrieb des Veranstalters zwei Kritiken zum selben Stück aufgeschaltet (zu je 200 Franken, die restlichen 200 Franken gehen an die Redaktion).

Vielleicht lässt sich das Finanzierungsmodell noch einmal überdenken. Denkbar wäre zum Beispiel, dass die Theater nicht direkt und nur für Kritiken ihrer eigenen Stücke zahlen, sondern einen Jahresbeitrag leisten würden, sodass Redaktion und KritikerInnen frei entscheiden könnten, welche Stücke besprochen werden. Das wäre auch im Sinn einer Solidarität unter den Theatern und Gruppen. adr

Nachtrag zum Artikel «Wenn nur noch der Praktikant ins Theater geht» in WOZ Nr. 43/11.