Wasserkraft: Der schönste Fluss ist bedroht

Nr. 46 –

Wer in der Schweiz einen wilden Fluss sehen will, muss lange suchen. Das macht die Sense im bernisch-freiburgischen Grenzgebiet umso eindrücklicher: Bei Plaffeien fliesst sie breit zwischen Kiesbänken und Auenwäldern, weiter unten in einer waldigen Schlucht. «Die Sense ist einzigartig», sagt Herbert Känzig, der Präsident des WWF Freiburg. Nun erhält der schöne Fluss internationale Anerkennung: Der WWF Deutschland hat fünfzehn Alpenflüsse untersucht – die Sense hat am besten abgeschnitten.

Oberhalb von Plaffeien fliessen Warme und Kalte Sense zusammen. An der Warmen, auf Freiburger Boden, will die Sol-E, eine Tochterfirma des Berner Stromkonzerns BKW, ein Wasserkraftwerk bauen. Der WWF wehrt sich. Känzig: «Der Kanton Freiburg hat den Schwellenwert, ab dem ein Kraftwerk gebaut werden kann, auf sehr tiefe 0,6 Kilowatt erzeugten Strom pro Meter Gefälle festgelegt – in Bern ist er fünfmal höher. Das Projekt erreicht sogar diese 0,6 Kilowatt nur knapp. Ohne kostendeckende Einspeisevergütung wäre es nie rentabel.»

Die kostendeckende Einspeisevergütung soll erneuerbare Energien fördern. Doch sie bevorteilt einseitig die Wasserkraft (siehe tinyurl.com/Einspeise). So machen sich nun die Stromkonzerne über die letzten wilden Flüsse her – und die StromkundInnen bezahlen dafür.

Doch das Freiburger Projekt lässt sich noch aufhalten. «Freiburg soll die Sense ganz unter Schutz stellen, wie es der Kanton Bern schon getan hat», so Känzig.