Bildungspolitik: Uni-Geheimvertrag? Ähem, nein

Nr. 20 –

Die akademische Freiheit bleibe gewahrt, versicherte die Universität Zürich, als sie Ende April ihren Deal mit der UBS bekannt gab: Hundert Millionen Franken zahlt die UBS, damit die Uni fünf Lehrstühle sowie das «UBS International Center for Economics in Society» (was für ein Name! als könnte es eine Ökonomie ausserhalb der Gesellschaft geben) einrichte. Wir wollen das gerne glauben. Lieber aber wollen wir wissen. Anruf also beim Unipressesprecher Beat Müller:

WOZ: «Schicken Sie mir bitte eine Kopie des Vertrags.»

Müller: «Solche Verträge legen wir grundsätzlich nicht offen.»

WOZ: «Schliesst die Uni also Geheimverträge?»

Müller: «Ähem – nein. Sie sind einfach nicht öffentlich.»

Im Kanton Zürich gilt das Öffentlichkeitsprinzip: Was nicht explizit geheim ist, ist öffentlich. Nicht öffentlich, aber auch nicht geheim – das gibt es nicht. Wir haben deshalb ein offizielles Akteneinsichtsgesuch gestellt. Der Unirechtsdienst hat ablehnend geantwortet – ohne juristische Begründung. Eine (anfechtbare) Begründung haben wir nun angefordert.

Was könnte denn in einem solchen Vertrag drinstehen? Zum Beispiel das: Letztes Jahr publizierte die «taz» einen geheimen Vertrag der Deutschen Bank mit zwei Berliner Unis (HU und TU), in dem der Bank das Recht zugestanden wurde, zu entscheiden, ob Forschungsresultate publiziert werden dürfen. Das ist ein krasser Verstoss gegen akademische Standards. Wir wollen der Uni Zürich ja nichts unterstellen. Solange die Verträge geheim sind, können wir ihr aber auch nicht unterstellen, dass diese sauber sind. 

Die meisten Zeitungskommentare haben der Uni ihre Beteuerungen ohne Weiteres geglaubt (Ausnahmen: «Die Zeit», WOZ). Als «pawlowschen Reflex» und «Verschwörungstheorien» von «ein paar linken Dauerbesorgten» hat die «NZZ am Sonntag» jede Kritik am Deal zwischen Uni und Grossbank abgetan. Nun, es gibt ein einfaches Mittel gegen Verschwörungstheorien: Transparenz.

Wir bleiben dran.

Nähere und laufend aktualisierte Informationen: www.mhaenggi.ch/transparenz.html