Privatbank Notenstein: In geschlossener Gesellschaft

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Wenigstens für die 700 MitarbeiterInnen der ehemaligen Privatbank Wegelin, die nun bei der Raiffeisen-Gruppe arbeiten, mündet das Desaster um den Notverkauf der ältesten St. Galler Privatbank in ein Happy End. Zumindest wenn man den Zahlen glaubt, die Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz letzten Freitagmorgen präsentierte. Die von toxischen US-Kundengeldern gereinigte Notenstein weist in ihrem ersten Geschäftsjahr unter neuem Dach einen Nettogewinn von dreissig Millionen Franken aus. Zudem habe sich die anfängliche Aufregung in den Genossenschaftsreihen über den heimlich eingefädelten Deal inzwischen gelegt.

Der hemdsärmelige Boss der drittgrössten Schweizer Bank hatte also allen Grund zur Freude. Und doch war er irritiert, als er im intimen Kreis eines halben Dutzends Konzernjournalisten der NZZ-Mediengruppe, zu der auch das «St. Galler Tagblatt» gehört, einen Fremdkörper registrierte. «Was haben Sie vor?», fragte er den WOZ-Journalisten am Ende freundlich, aber leicht nervös. Die WOZ hatte vor, sich für die Übergangsphase zu interessieren und ein wenig genossenschaftliche Privatbankatmosphäre zu schnuppern. Notenstein machte es der WOZ nicht leicht. Wir hätten nämlich auch gerne an der Einweihung des Forums St. Katharinen im Herzen St. Gallens teilgenommen, die am Freitagabend stattfand, eines Werks, das noch der gefallene Wegelin-Chef Konrad Hummler und seine Teilhaber auf den Weg gebracht hatten. Als der WOZ-Journalist auftauchte, durfte er nicht bleiben: «Geschlossene Gesellschaft.» Auch das nachfolgende Symposium, an dem Hummler als «Querdenker» gefeiert wurde, fand in geschlossenem Rahmen statt. Das «St. Galler Tagblatt» gehörte dazu. Es bedankte sich für die Vorzugsbehandlung in der neuen «Ostschweiz am Sonntag» mit artiger Berichterstattung.