Starthilfen für Gedankenflüge

Nr. 10 –

«Ich erinnere mich: Sudan, 29. Januar 1963. Mein erster Photoflug. Ich habe in Khartoum eine Cessna 172 mit einem schwedischen Piloten gemietet. Ich will die Tempel, 
Pyramiden und Festungen des antiken Nubien vom vierten bis zum zweiten Nil-Katarakt oberhalb Wadi Halfas dokumentieren …» Als er das schrieb, stand der 1928 in Winterthur geborene Georg Gerster am Anfang einer Karriere, 
die ihn in den folgenden Jahrzehnten in alle Weltgegenden führen sollte.

Nachdem er an der Universität Zürich in Germanistik 
und Anglistik promoviert hatte, arbeitete Gerster zwischen 1950 und 1956 als Wissenschaftsredaktor bei der «Weltwoche» und anschliessend als freier Publizist. Einige Jahre später begann er, sich auf die Flugfotografie zu spezialisieren, die bei ihm immer auch Wissenschaftsreportage ist. 
Seine kommentierenden Bildlegenden (vgl. unten) künden von profundem Fachwissen und lassen erahnen, wie viel Vorbereitung vor jeder Aufnahme geleistet werden musste.

In der Ausstellung im Fotomuseum Winterthur sind 
fünfzig ausgewählte Flugfotografien des bald 85-jährigen Gerster zu sehen, die das Thema «Ernährung» in den Fokus rücken. «Ich sehe meine besten Flugbilder als Starthilfen für Gedankenflüge. Das Flugbild ist ein Werkzeug des Nachdenkens: Aus der Höhe sieht man nicht nur, was ist, sondern ebenso, was sein könnte – das Inventar unserer Chancen», so Gerster. Die Aufnahmen stammen aus einem Fundus, der mehrere Tausend Fotografien aus 111 Ländern umfasst, die nicht zuletzt auch von den Plakaten und Wandkalendern der Swissair in lebendiger Erinnerung geblieben sind. Fredi Bosshard

«Wovon wir leben – Flugbilder von Georg Gerster» in: Winterthur, Fotostiftung, Donnerstag, 14. März, 18 Uhr, Vernissage. Einführung um 19 Uhr durch Georg Gerster 
und Peter Pfrunder. Dienstag bis Sonntag, 11–18 Uhr, Mittwoch, 11–20 Uhr. Bis 26. Mai. 
www.fotostiftung.ch, www.georggerster.com