Was weiter geschah: Ausgegoren?

Nr. 44 –

«Eine Weltneuheit» – so pries die Biorender AG ihre Anlage an. Die Firma im Thurgauer Dorf Münchwilen stellte sogenanntes Biogas her, also Gas aus vergorener Biomasse. Das Neue daran: Bei der Biorender gärten nicht Gülle oder Mais, sondern tote Tiere. Sechs Ostschweizer Gemeinden kauften begeistert Aktien. Doch die Weltneuheit funktionierte schlecht, die Gemeinden zahlten teuer für das Gas; die Stadt Wil bezahlte gar 1,7 Millionen, ohne dass das Parlament davon wusste. Ein Verfahren gegen einen ehemaligen Stadtrat läuft.

Anfang Oktober musste Biorender Konkurs anmelden. Jetzt betreibt der Herisauer Lebensmittelrecycler Jakob Bösch die Anlage weiter. Die Stadt St. Gallen will weiterhin Gas aus Münchwilen beziehen – das sei nötig, um die Energiewende zu schaffen, sagte Stadtrat Fredy Brunner letzte Woche.

Doch ist Gas aus toten Tieren überhaupt ökologisch? In der Schweiz leben zu viele Nutztiere. Sie überdüngen die Gewässer und fressen viel importiertes Futter. Ökologisch wäre, die Zahl der Tiere zu reduzieren, nicht aus ihren Abfällen Gas zu machen.

Und viele Schlachtabfälle, die in Biogasanlagen oder als Brennstoff enden, sind hygienisch einwandfrei – hier wird menschliche Nahrung verschwendet. Genau solche Bedenken hatten die Wiler Grünen 2008, als das Stadtparlament die Biorender-Aktien kaufte. Hätte Wil damals auf die Grünen gehört, wäre der Ostschweiz dieses Debakel erspart geblieben.

Nachtrag zum Artikel «Es gärt in Wil, 
und etwas stinkt» in WOZ Nr. 49/2012 .