WOZ News

Nr. 44 –

Hochprozentige

Im Zuge der fiebrigen Diskussion um Frühfranzösisch oder -englisch ist eines völlig auf der Strecke geblieben: das Spätrechnen. Anders können wir uns folgende Beispiele im Inserat von Coop Bau+Hobby nicht erklären: «Mit 33%-Bon nur 166.80 statt 399.–», «mit 22%-Bon nur 1195.75 statt 2190.–» und «mit 11%-Bon nur 177.30 statt 249.–». Also neudeutsch ausgedrückt rechnet sich das nicht!
Karin Hoffsten

Technische

In der Inhaltsangabe zum Film «Die süsse Haut» von François Truffaut hiess es im «Tages-Anzeiger»: «Er versucht, mit ihr anzubändeln, und verbringt am nächsten Tag schliesslich eine Liebesnacht mit ihr.» Spätestens seit «La Nuit américaine» vom selben Regisseur wissen es eben alle: Im Film ist die Nacht immer am Tag.
Karin Hoffsten

Nebensächliche

Im gleichen Blatt hiess es: «Nun schikaniere man ihn wegen Lapalien und rufe die Polizei wegen eines falsch parkierten Containers.» Wir wollen keine grosse Sache draus machen, denn das entspricht ungefähr der 2000-Euro-Frage bei «Wer wird Millionär?», wo es heissen würde: «Geht es um unbedeutende Angelegenheiten, handelt es sich um A. Lappallien, B. Lappalien, C. Lapallien, D. Lapalien?» Danach sind in der Regel alle Joker futsch, und die Antwort ist trotzdem falsch.
Jürg Fischer

Temporäre

Es tut uns leid, aber vergangene Woche gehörte wieder einmal fast nur der «Tages-Anzeiger» zu unserer Lektüre und zu derjenigen unserer aufmerksamen LeserInnen. Und da stand auch: «Es sind ziemlich genau drei Jahre her, dass die Welt nach Libyen schaute. Dort starb Muammar al-Ghadhafi – grausamer Herrscher über mehr als vier Jahrzehnte – einen grausamen Tod.» Was den einen grausam vorkommt, ist den anderen eine gewisse Genugtuung: der unerbittliche Zahn der Zeit.
Jürg Fischer

Halbschlaue

«Stress ist eine der grossen gesellschaftlichen Belastungen. Unternehmen können den Stresspegel ihrer Mitarebeiter aber senken», wusste eine Beilage zum «Tages-Anzeiger», nämlich «eine Themenzeitung von Smart Media», deren Veröffentlichungen sich gemäss Impressum «durch hohe Qualität und inspirierende redaktionelle Inhalte» auszeichnen (wir nannten das früher Inserateplantage). Ob bezüglich Stress nicht erst vor der eigenen Tür gewischt werden muss, wissen nur die Mitarebeiter (und Mitarebeiterinnen). Zur Not hilft bei Smart Media aber offensichtlich ein smartes Gerät, das autonom formulieren kann. Wenn es dann heisst: «Die Seele pflegen, Psychischen Krankheiten verbeugen», sind wir als LeserInnen erst mal ganz inspiriert.
Jürg Fischer

Unterdrückte

Radio SRF 2 wusste im Zusammenhang mit der Bruno-Stefanini-Stiftung: «Seit Jahren schwelt ein heftiger Streit» zwischen den Kindern Stefaninis und Stiftungsratsmitgliedern. Der Feuerwehr wärs fast lieber, dieser Streit tobte statt schwelte. Der Sprachwehr auch.
Jürg Fischer

Idiomatische

«Minister treffen isch im Asylheim», meldete Bluewin.ch. Richtig gewesen wäre: «Ministertreffen isch im Asylheim».
Jürg Fischer

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