Zum 1. Mai: Im Kampf gegen die Götter

Nr. 17 –

  • «Spiderman»: Bernabe Mendez arbeitet als Fensterreiniger. Er schickt wöchentlich 125 US-Dollar nach Hause. Foto: Dulce Pinzón
  • «Mister Fantastic»: Sergio García arbeitet als Kellner. Er schickt wöchentlich 350 US-Dollar nach Hause. Foto: Dulce Pinzón
  • «The Incredible Hulk»: Paulino Cardozo arbeitet als Transporteur für einen Gemüsehändler. Er schickt wöchentlich 300 US-Dollar nach Hause. Foto: Dulce Pinzón
  • «Human Torch»: Óscar González arbeitet als Koch. Er schickt wöchentlich 350 US-Dollar nach Hause. Foto: Dulce Pinzón
  • «Wonderwoman»: Maria Luisa Romero arbeitet in einem Waschsalon. Sie sendet wöchentlich 150 US-Dollar nach Hause. Foto: Dulce Pinzón
  • «Harvey Birdman»: José Rosendo de Jesús arbeitet als Gewerkschaftssekretär. Er schickt wöchentlich 180 US-Dollar nach Hause. Foto: Dulce Pinzón

Mit seinen Spinnenfäden schwingt sich Spiderman von Wolkenkratzer zu Wolkenkratzer. Gefährlich ist es dort oben in luftigen Höhen und hart die Verdingarbeit als Fensterputzer. Superheld sein ist heute kein Zuckerschlecken.

Die globale Wirtschaft ist immer enger verknüpft. Dabei verschärft sich einerseits die Arbeitsteilung im Weltmassstab. Andererseits vollzieht sie sich nicht mehr nur zwischen den Nationen, sondern auch innerhalb dieser. Im Zentrum des globalen Weltwirtschaftssystems sind Sektoren mit Niedriglöhnen, Wohnungsnot und sozialer Prekarisierung entstanden; umgekehrt haben sich in den bisherigen wirtschaftlichen Randgebieten glitzernde freie Investitionszonen und entsprechende Gesellschaftsschichten herausgebildet.

Zum 1. Mai bietet ein WOZ-Dossier Einblicke in die veränderte Arbeitsgesellschaft. Die Fotoserie, die das Dossier bebildert, stellt mexikanische MigrantInnen, die in den USA arbeiten, ins Universum der Superhelden. Ja, ihre Anstrengungen sind zuweilen übermenschlich: Sie erledigen all die harte Arbeit, um den in Mexiko zurückgebliebenen Familien Geld senden zu können. Ohne sie wären die SuperschurkInnen und Superreichen nicht denkbar.

In der fantastischen Fiktion steckt auch die Verheissung auf Gerechtigkeit und einen radikalen Umsturz. Dafür können wir uns aber nicht auf SuperheldInnen verlassen. Im Roman «Die Ästhetik des Widerstands» folgt der Schriftsteller Peter Weiss den Spuren des griechischen Halbgotts Herakles, der dem irdischen Geschlecht der Giganten im Kampf gegen die Götter beisteht. Weiss schliesst: Wir hier unten «müssten selber mächtig werden», um den auf uns lastenden Druck hinwegzufegen.

Die Bilder von SuperheldInnen

Die wahre Geschichte der SuperheldInnen besteht darin, dass sie hart arbeiten und ihre Familien unterstützen. Das dokumentiert eine Bilderserie der mexikanischen Fotografin Dulce Pinzón.

Pinzón wurde 1974 in Mexiko-Stadt geboren. Seit 2006 sind ihre Fotografien mehrfach ausgezeichnet worden. Sie lebt und arbeitet in Mexiko und New York.

«The Real Story of the Superheroes» wurde 2012 erstmals publiziert. ArbeitsmigrantInnen aus Mexiko und verschiedenen zentralamerikanischen Staaten präsentieren sich an ihrem Arbeitsplatz in New York in entsprechenden SuperheldInnenkostümen. Durch ihre Arbeit können sie ihren Familien Geld nach Hause schicken.