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Nr. 18 –

Starträumer macht Wetter

Wie spielt man Mondphasen auf einem Keyboard? Wie sieht es aus, wenn eine Wolke mit Nebel abgespritzt wird? Und wie klingt es, wenn Tonbänder von aufsteigenden Wetterballonen durch alte Abspielgeräte gezogen werden? So unwirklich, verschroben und betörend geht es zu und her, wenn Thom Luz, Starträumer der freien Theaterszene, in seinem neusten Stück die Bühne bereitet für die meteorologischen Forschungen des US-amerikansichen Physikers William Roger Corliss (1926–2011).

Dieser hatte einst einen wahren Narren gefressen an Naturphänomenen, die es nach Massgabe der physikalischen Gesetze eigentlich gar nicht geben dürfte, weshalb ihm der Glaube an selbige irgendwann abhandenkam. Vierfache Sonnenuntergänge und Jahreszeiten, die verrückt spielen, oder gar Regen, der himmelwärts steigt, statt zu fallen: Das sind nur einige der kuriosen Erscheinungen, die Corliss etwa in seinem «Handbook of Unusual Natural Phenomena» (1974) ausbreitete.

Im «Unusual Weather Phenomena Project» nun spintisiert Thom Luz diese Forschungen weiter zu einer klingenden, dampfenden, skurril verspulten Soiree aus der Halbwelt der Parawissenschaften. Corliss selber tritt als Figur nicht auf, dafür unter anderem ein Ritter aus dem Jahre 1358, in seiner Rüstung scheinbar unsterblich geworden durch den Blitz, der ihn traf, als er einst auszog, ein Gewitter zu bekämpfen. Und am Ende dieser Wettersymphonie, die sich fortwährend verselbstständigt, singt Evelinn Trouble einen Hymnus von Benjamin Britten: «Zum Sterben schön», fand Christoph Fellmann bei «Nachtkritik».

«Unusual Weather Phenomena Project» in: Zürich Gessnerallee, Mi–Sa, 11.–14. Mai 2016, 20 Uhr; Basel, Kaserne, Fr/Sa, 3./4. Juni 2016, 20 Uhr, So, 5. Juni 2016, 19 Uhr.

Knallbunter Papptrip

«Suicide, suicide.» So lieblich wie Adam Green hat noch niemand vom Freitod geträllert. Das ist auch schon dreizehn Jahre her, und der aufreizend verpeilte New Yorker Wuschelbarde ist immer noch da, auch wenn man ihn zeitweise etwas aus den Augen verloren hat. Er macht jetzt Kartonage: Im Gepäck hat er diesmal seinen Märchenfilm «Aladdin», den er jüngst schon im Zürcher Kino Riffraff gezeigt hat.

Wie man sich das vorstellen muss? Als bunten Trip vor Pappkulissen, eine Kreuzung aus dem Hippiesurrealismus von Alejandro Jodorowsky und der Bastelwut von Michel Gondry, garniert mit unflätigem Witz à la «South Park». Adam Green zeigt den Film nochmals in Zürich, anschliessend gibts ein Konzert.

Adam Green in: Zürich Papiersaal, Do, 5. Mai 2016, 19.30 Uhr (Film), 21.15 Uhr (Konzert).