Rechte Medien: Blocher bald umsonst?

Nr. 31 –

Als Christoph Blocher am diesjährigen Tamedia-Meeting neben Verleger Pietro Supino sass, durfte man keinesfalls schreiben, dass er dort «Ehrengast» war. Wenn man das tat, ereilte einen eine Gegendarstellung der Tamedia: Blocher sass also nur neben Supino, und vermutlich haben sie auch nur übers Wetter geredet.

Auch jetzt, wo das Branchenmagazin «Schweizer Journalist» das Gerücht aufgebracht hat, Blocher und Tamedia wollten die «Basler Zeitung» und die Zürcher Landzeitungen tauschen, will man bei Tamedia möglichst wenig damit zu tun haben. Für Gespräche sei man immer offen, ein Abtausch der Zeitungen, zu denen als renommiertester Titel der Winterthurer «Landbote» gehört, sei aber kein Thema.

Statt sich über die wattierte Sprache von Tamedia lustig zu machen, sollte man sie für bare Münze nehmen. Die wiederholten Sparrunden auf den Redaktionen signalisieren längst, dass bei Tamedia die Rendite vor dem Journalismus kommt. Wie sich der Konzern mit seinen Onlinemarktplätzen sowieso zunehmend aus der Publizistik verabschiedet.

Umgekehrt verhält es sich bei den RechtspopulistInnen. Sie haben das Kapital und wollen den Journalismus. Die Normalisierung ihres Einflusses auf die Medien zeigt sich daran, dass Blocher und seine Mitfinanciers nicht mehr wie bei «Weltwoche», «BaZ» und NZZ verdeckt operieren. Sie lassen ihre medienpolitischen Planspiele heute öffentlich diskutieren. «Schweizer Journalist»-Chef Kurt W. Zimmermann, der auch Medienkolumnist bei der «Weltwoche» ist, vermeldete ausserdem, dass Blocher mit einer Gratissonntagszeitung an den Start will.

Diese ist wohl vor allem eine Drohkulisse: Im Inseratemarkt bedeutete eine Gratiszeitung eine massive Bedrohung aller Sonntagstitel. Um sie abzuwehren, könnte Tamedia auf den Handel bei den Regionalzeitungen einsteigen. Der Aargauer Verleger Peter Wanner wiederum könnte Blocher seine «Schweiz am Sonntag» übergeben, um die «BaZ» zu erhalten.

Wie ernst auch immer man die neusten Gerüchte nimmt: Erfreulich ist immerhin, dass Blochers Versuch mit der «BaZ» publizistisch gescheitert ist. Sonst würde er sie kaum loswerden wollen.