Fussball und andere Randsportarten: Spielen wie ein Mädchen

Nr. 7 –

Etrit Hasler über den feinen Unterschied

In den USA macht derzeit neben all den Meldungen über Donald Trump eine wunderbar herzerwärmende Geschichte die Runde: Das Basketballteam der fünften Klasse der St.-Johns-Apostelkirche in Clark, New Jersey, erhielt vor kurzem von der zuständigen Erzdiözese den Bescheid, dass ihr Team gegen die Regeln der Liga der katholischen Jugendorganisationen CYO verstosse. Der Grund: Das Team besteht aus insgesamt elf SpielerInnen, zwei davon Mädchen.

Obwohl die Regeln der Liga dies nicht explizit verbieten (und das Team bereits seit vier Jahren gemischt spielt, ohne dass dies zuvor jemanden gestört hätte), ging das der Kirche gegen den Strich. Der Jugendbeauftragte Rich Donovan (ein Mann, der sich auf Facebook mit Expapst Joseph Ratzinger präsentiert) wies die Schiedsrichter der Liga an, den Mädchen den Zutritt zum Spielfeld per sofort zu verbieten und unter keinen Umständen ein Spiel anzupfeifen, wenn Mädchen dabei wären.

Das St.-Johns-Team reagierte auf diesen Entscheid, indem es sich tatsächlich bereit erklärte, die verbleibenden Spiele der Saison Forfait zu verlieren und statt der geplanten Ligaspiele einfach Freundschaftsspiele auszutragen – doch auch dies wurde von den Schiedsrichtern abgelehnt. Sie forderten den Trainer der Mannschaft auf, sich durchzusetzen und die Mädchen nach Hause zu schicken.

Dieser überliess die Entscheidung jedoch den Kindern und liess sie abstimmen, ob sie die Saison abbrechen oder eben ohne Mädchen zu Ende spielen sollten. Wie das Onlineportal nj.com berichtet, «schossen nun elf Hände gleichzeitig in die Höhe (…), bevor das ganze Team zu skandieren begann: Unity – Einheit». Resultat: Die Schiedsrichter brachen die Partie ab, bevor sie gestartet war, die Gegnermannschaft reiste unverrichteter Dinge wieder ab – und die Eltern der elf RebellInnen glänzten vor Stolz. «Wir müssen diesen Kindern nicht erklären, was sie zu tun haben. Sie wissen einfach, was richtig ist», sagte die Mutter eines Teammitglieds.

Es steht die Vermutung im Raum, dass die Kirche so nervös reagiert, weil sie derzeit mit einem anderen Fall im selben Staat vor Gericht steht: Im Januar war eine katholische Schule in Newark (ebenfalls New Jersey) verklagt worden, weil sie sich weigerte, zwei Mädchen in den Knabenteams spielen zu lassen, nachdem die Mädchenteams aufgelöst worden waren. Die Schule reagierte, indem sie die Mädchen von der Schule verwies, ein Entscheid, der in der Zwischenzeit von einem lokalen Gericht aufgehoben wurde.

Allerdings steht die Klage auf wackligen Beinen. Zwar gilt in den USA tatsächlich der Grundsatz, dass Frauen in Männerteams mitspielen dürfen, wenn schulintern kein eigenständiges Angebot besteht. Nur gilt diese Weisung selbstredend nur für öffentliche Schulen – und nicht für katholische Privatschulen.

Bekannt wurde diese Regel landesweit, als 1981 eine junge kanadische Footballerin namens Tami Maida nach Oregon zog und sich dort als Quarterback in der Männermannschaft durchsetzte. Entgegen allen Widerständen seitens der Schule (die ihr riet, sie solle sich doch vielleicht als Cheerleaderin bewerben) war dann die Kanadierin Maida der erste Quarterback, der gleichzeitig auch noch zur Homecoming Queen gekrönt wurde. Die Geschichte ist 1983 als «Quarterback Princess» verfilmt worden, mit der damals zwanzigjährigen späteren Oscar-Gewinnerin Helen Hunt in der Hauptrolle. Wobei Maida bis heute betont, dass sie die Footballszenen im Film selber spielen durfte.

Maida kehrte nach einem Jahr zurück nach Kanada, wo sie bis zum Abschluss ihrer Highschool weiterhin Football spielte, dann war Schluss. Nicht zuletzt, weil der feine Unterschied eben darin besteht, dass es nicht einmal in Kanada eine Profifootballliga für Frauen gibt.

Etrit Hasler wollte auch einmal Footballspieler werden, etwa zur gleichen Zeit, als er «Quarterback Princess» das erste Mal sah. Es reichte ihm jedoch weder zum Spielmacher noch zur Homecoming Queen.