WOZNews

Nr. 7 –

Babbelnde I

Die aktuelle «NZZ am Sonntag» beklagte in ihrer Titelgeschichte die zunehmende Übermacht des Englischen auch in unserem Sprachraum, wo es schon gang und gäbe zu sein scheint, dass sich etwa GermanistInnen auf Englisch um Stellen und Gelder bewerben. Auch wir sehen diese Entwicklung mit Sorge. Es geht nämlich so weit, dass wir schon englisch denken, wenn wir deutsch formulieren; in derselben Ausgabe der «NZZaS» prangte dieser Zwischentitel: «Tea-Party geht öffentlich». Wir befürchten schon, wenn es das nächste Mal «Halt den Mund!» heissen sollte, steht da: «Schliess auf!»
Jürg Fischer

Babbelnde II

Auch unsere Kapitäne sind des Englischen mächtiger, als ihnen bewusst ist. So wurde der Exnationalbankchef Philipp Hildebrand im «Tages-Anzeiger» mit folgenden Worten zitiert: «Wir haben gleich bei der Einführung des Mindestkurses gesagt, dass wir Risiken nehmen müssen.» In der Schweiz nimmt man den Hut, Herr Hildebrand, kein Risiko. In jeder Sprache machen nämlich andere Bilder Sinn, gellen Sie!
Jürg Fischer

Fernhaltende

In anderen Fällen wäre es schon gut, man würde das Englisch ein bisschen besser pflegen: In der vorletzten WOZ wurde auf der Titelseite das US-amerikanische Gesetz, das die chinesische Einwanderung unterbinden sollte, «Chinese Exclusive Act» genannt: Exklusiv war daran gewiss, dass es nur die chinesischen MigrantInnen betraf, aber eigentlich hiess die Vorlage «Chinese Exclusion Act». Sorry!
Jürg Fischer

Ungewisse

«Die vorläufigen Endresultate sind da», meldete die NZZ online am letzten Sonntag zu den eidgenössischen Abstimmungen. Ja, prost Nägeli, sie toppten gar die definitiven Hochrechnungen.
Jürg Fischer

Vorgelegte

Nach besagtem Sonntag beklagte der Tamedia-Doppelchefredaktor im «Tages-Anzeiger» die schwindende Kompromissfähigkeit im bürgerlichen Lager: «Und dies nicht nur bei der Steuervorlage, bei der es um vergleichsweise wenig geht, sondern auch bei der viel wichtigeren Vorlage zur Sanierung der Altersvorlage, die im März ins Parlament kommt.» Eine Altersvorlage liegt vor, wenn der alte Bettvorleger zur Stolperfalle wird.
Karin Hoffsten

Christliche

In einer Reportage über die Abtreibungsgesetze in El Salvador hiess es in der «NZZ am Sonntag»: «Für ihn sei es schwierig, mit dem Stigma umzugehen, dass er eine Mutter als Mörderin haben soll.» Wir gerieten ins Grübeln: Sollte seine Mörderin eine Mutter sein, dürfte dem Opfer jegliches Stigma egal sein, es sei denn, ein salvadorianischer Katholik litte noch im Himmel an irdischen Gefühlen. Doch der Sohn glaubt – sprachlich korrekt –, eine Mörderin als Mutter zu haben: Diese wurde wegen einer Fehlgeburt zu dreissig Jahren Haft verurteilt. Wofür wir jenen, die solche Gesetze ersinnen, ewiges Höllenfeuer wünschen.
Karin Hoffsten

Spontane

Schon vor einiger Zeit gelang dem «Blick am Abend» eine politische Analyse von so zeitloser Gültigkeit, dass wir sie Ihnen nicht vorenthalten wollen: «Laut Polizei handelte der Mann vorsätzlich. Einen terroristischen Hintergrund gibt es also nicht.»
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch