Fridolin Trüb (1919–2017): Ein Leben im pazifistischen Aktivdienst

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Fridolin Trüb in seinem Zimmer im Alterheim Wienerberg in St.Gallen. Fotografiert im Mai 2014. Foto: Ursula Häne

Fridolin Trüb war kein Blender. Immer ging es um die Sache. Auch wenn diese «Sache» – das gewaltfreie und solidarische Zusammenleben – schwierig war, ist er nie in Besserwisserei oder Gemütlichkeit geflüchtet.

Geboren in Flawil 1919, begann Trüb seine friedensaktivistische Tätigkeit während des Zweiten Weltkriegs. Zuvor leistete er Aktivdienst bei der Luftschutztruppe. Schon sein Vater, ein antimilitaristischer Pfarrer, war in der Friedensarbeit tätig. Während des Kriegs, als Trüb in Basel seine Ausbildung zum Zeichenlehrer machte, inspirierten ihn Texte des Theologen Karl Barth gegen den Nationalsozialismus. Ebenso prägend waren Leonhard Ragaz’ Texte zur Flüchtlingspolitik in den zeitweise verbotenen religiös-sozialistischen «Neuen Wegen», bei deren Vertrieb er mittat. Kurz nach Kriegsende machte Trüb seinen ersten Einsatz als freiwilliger Helfer beim Service Civil International. Bis 1957 half er in kriegsversehrten Gebieten in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.

Als Zeichenlehrer ab 1949 und ab 1962 an der Kantonsschule St. Gallen lehrte Trüb seine SchülerInnen, die Natur wahrzunehmen. Darüber hinaus hat er mehrere Generationen mit seinem pazifistischen Geist animiert: So rief er 1982 die St. Galler Friedenswoche ins Leben – daraus entstand zum Beispiel die Beratungsstelle für Asylbewerberinnen und Asylbewerber. Das pazifistische Feuer weiterzugeben, vermochte Trüb auch beim Internationalen Bodensee-Ostermarsch, im Kampf für eine «Schweiz ohne Armee» (1989) oder im Widerstand gegen den Waffenplatz Neuchlen-Anschwilen, der in der Ostschweiz Anfang der neunziger Jahre eine ganze Generation politisierte.

Bis vor kurzem traf sich allmonatlich die «Neue Wege»-Lesegruppe in seinem Zimmer des St. Galler Altersheims, wo Trüb in den letzten Jahren wohnte. Im Mai 2015 besuchte ich ihn am Sonntag der Gripen-Abstimmung. Das Nein zum Kauf der Gripen-Kampfjets liess ihn relativ kalt. Ihm fehlte die Verknüpfung mit einer friedenspolitischen Forderung – als Beispiel nannte er die Schaffung eines global tätigen Friedensdepartements.

Fridolin Trüb, der auch im Schweizerischen Friedensrat mitarbeitete, war ein Internationalist. Er verkörperte die Friedensbewegung in der Schweiz wie kaum ein anderer. Am 13. Februar ist er im Alter von 97 Jahren gestorben.

Abschiedsfeier am 7. März 2017 um 14.30 Uhr im evangelischen Kirchgemeindehaus St. Georgen in St. Gallen.

www.fridolintrueb.ch