Agenda

Nr. 9 –

Aus dem DDR-Giftschrank

Im Dezember 1965 war das Tauwetter der frühen sechziger Jahre zu Ende: Das 11. Plenum des Zentralkomitees der SED verbot eine ganze Jahresproduktion an Filmen, die es gewagt hatten, kritische Blicke auf den sozialistischen Staat zu werfen und gesellschaftliche Probleme zu thematisieren. Karrieren wie jene von Frank Beyer, dem Regisseur von «Spur der Steine», gingen abrupt zu Ende. Unter dem Titel «Prädikat: Besonders schädlich!» zeigt das St. Galler Kinok nun eine Auswahl der zensurierten Filme. Etwa «Karla» von Herrmann Zschoche über eine Lehrerin, die ihren Zöglingen selbstständiges Denken beibringen will und so in Teufels Küche gerät. Und natürlich «Spur der Steine» mit Manfred Krug als Hannes Balla, dem «Mann der unkonventionellen Methoden» auf der Grossbaustelle. Vorsicht: Satire!

«Prädikat: Besonders schädlich! Die DEFA-Verbotsfilme» in: St. Gallen Kinok, ab Mo, 6. März 2017. www.kinok.ch

«Dunyementary» gefällig?

«Hi, ich bin Cheryl, ich bin Filmemacherin … nun ja, nicht wirklich, aber ich arbeite in einer Videothek. Also arbeite ich daran, eine Filmemacherin zu sein.» Sie blickt voller Zuversicht in die Kamera und strahlt gleichzeitig subversivste Ironie aus – das ist die schwarze, lesbische US-Filmemacherin Cheryl Dunye in ihrem Erstling «The Watermelon Woman» (1996). Darin begibt sich ihr Alter Ego Cheryl auf die Spurensuche nach einer schwarzen Frau aus einem rassistisch-stereotypen «Minstrel»-Film der dreissiger Jahre, die im Abspann nur als «Wassermelonenfrau» aufgeführt wird. Gleichzeitig versucht Cheryl, ihr eigenes Leben als schwarze, lesbische Frau auf die Reihe zu bekommen, was zu zunehmend halsbrecherischen Wirrungen führt. Für manche hat Dunye damit ein neues Genre begründet, das Fiktion und Realität transzendiert: den «Dunyementary». Das Filmpodium zeigt ihren Erstling jetzt im Rahmen der Reihe «Schwarz und Frau».

«The Watermelon Woman» in: Zürich Filmpodium, So, 5. März 2017, 18.15 Uhr, Sa, 11. März 2017, 20.45 Uhr, Mo, 13. März 2017, 18.15 Uhr. www.filmpodium.ch

Nollywood!

Nollywood? Das ist Hollywood made in Nigeria, das mittlerweile mehr Filme produziert als Hollywood – meist schräge Low-Budget-Produktionen. Wie «Taxi Driver: Oko Ashewo» (2015) von Daniel Oriahi, den das Kino Nische am 5. März 2017 im englischen Original ohne Untertitel zeigt. An den drei Sonntagen darauf folgen ein Dokfilm über einen nigerianischen Bauern, ein Porträt des legendären Musikers Fela Kuti sowie eine Reihe von Kurzfilmen aus afrikanischen Metropolen. Tauchen Sie ein (und vergessen Sie die deutschen Untertitel).

«Nollywood» in: Winterthur Kino Nische, 5., 12., 19. und 26. März 2017, 19.30 Uhr. www.kinonische.ch