Diesseits von Gut und Böse: Die Kunst der Kommunikation

Nr. 10 –

Es waren wohl an die tausend Leute, die letzte Woche in die Zürcher Uni drängten, fast wie zum Popkonzert. Das Schweizerische Institut für Auslandforschung (SIAF) hatte Sahra Wagenknecht, deutsche Oppositionsführerin und auch ein bisschen Popstar, eingeladen, um über die Frage zu sprechen: «Europa – wie weiter?»

Pfeile auf Hinweiszetteln wiesen hinauf und hinab, der eigentliche Ort des Geschehens war längst überfüllt. In einem der Übertragungshörsäle ergatterte ich einen Stuhl, viele hockten am Boden. Die Zeit verging. Schliesslich redete auf der Leinwand ein Mann. Ohne Ton. Es wurde unruhig. Nach zwanzig Minuten huschte ein scheuer Mensch herein und versprach, die Veranstaltung würde erst beginnen, wenn das Tonproblem behoben sei.

An der Wand sahen wir derweil Oskar Lafontaine gestikulieren. Wie nett, dachte ich, der überbrückt jetzt die Zeit, bis der Ton und seine Frau parat sind. Nach einer weiteren Viertelstunde mit Oskar erschien eine genervte Dame. Man tue wirklich alles, sagte sie vorwurfsvoll – und erwähnte ganz nebenbei, dass Frau Wagenknecht ja die Grippe habe. Da erhob sich ein arges Murren und Stühlescharren.

Laut siaf.ch will man jetzt den Vorfall mit «technischen Fachleuten genauestens prüfen» und sich «in Zukunft gegen solche Totalausfälle rüsten». Vielleicht sollte man zuerst von Fachleuten lernen, wie man klug kommuniziert. Das spart Ärger.