WOZ News

Nr. 10 –

Physiognomische

Doping war gestern, heute wird mit anderen Mitteln auf Sieg gespielt – wenn man der «Berner Zeitung» Glauben schenkt, die über einen Young-Boys-Fussballer schrieb: «Sutter hat im Dreikampf hinten rechts die Nase vorn.» Hier hat die plastische Chirurgie ganze Arbeit geleistet, oder wars nur Picasso?
Jürg Fischer

Strategiedefizitäre

Beim Onlineblatt «Watson» muss es manchmal schnell gehen: «Wenn nicht einmal Zeit fürs Gegenlesen besteht, kann von einer ausgeklügelten Strategie nun wirklich nicht die Sprache sein.» Immerhin ist da die Selbstkritik inklusive, denn von vorgängig sorgfältigem Formulieren kann nicht die Rede sein.
Jürg Fischer

Solidarische

Bedenkliches lasen wir im Teletext von Fernsehen SRF: «Real Madrid ist im Heimspiel gegen Las Palmas in extremis zu einem 3 : 3-Unentschieden gekommen. Ronaldo rettet den Katalanen mit einem verwandelten Elfmeter (86.) und einem Kopfballtreffer (89.) den Punktgewinn.» Ist das die neue Doktrin? Wenn der Madrilene plötzlich zum Katalanen mutiert, wird Letzterem in seinem Unabhängigkeitsdrang der Wind aus den Segeln genommen. Schlau von diesen Machthabern. Allerdings müssen wir kaum davon ausgehen, dass etwa Erdogan plötzlich sagt: Ich bin auch ein Kurde.
Jürg Fischer

Freudsche

Unter dem Stichwort «Raumfahrt» meldete die «Aargauer Zeitung»: «EU-Kommission verlangt von Mitgliedstaaten mehr und schnellere Abschiebungen». Nicht umsonst spricht der Volksmund schon seit vielen Jahren von «auf den Mond schiessen».
Karin Hoffsten

Identifizierte

Die gleiche Zeitung stellte fest, dass Daniele Ganser «nicht dem klassischen Bild eines Verschwörungstheoretikers entspricht. Auf den ersten Blick ist er als solcher nicht erkennbar.» Wie er aussehen müsste, wäre er das, mögen wir uns lieber gar nicht erst vorstellen.
Karin Hoffsten

Klimatische

«DU – Grosse Sommeraktion», hiess es im Betreff des Mails, das uns «Du. Die Zeitschrift der Kultur» schickte. Doch mitten im Schreibprozess muss dort vor den Fenstern das Wetter gewechselt haben, denn weiter unten wurden wir aufgefordert: «Geniessen Sie den Lese-Winter mit Du.» Anfang März kann es jederzeit zu Schneestürmen kommen.
Karin Hoffsten

Assimilierte

«Die Mehrheit von der Türken in Deutschland sind Erdogan-Anhänger», hiess es kürzlich auf srf.ch. Weil auch die betreffende Bevölkerungsgruppe zu grossen Teilen mit Erfolg eine deutsche Schule besucht hat, machen wir gerne darauf aufmerksam, dass man sich hier sprachlich nicht anpassen muss.
Karin Hoffsten

Treue

Weil aktuell die Reform unserer Altersvorsorge ansteht, erhalten wir viel Post, auch vom Gewerkschaftsbund, der uns kürzlich als «Liebe Freundinnen und Freunde der AHV» ansprach. Wie schön! Wenn dereinst die gefürchtete Alterseinsamkeit drohen sollte, gehen wir einfach mit unsrer lieben, alten Freundin Rente Kaffee trinken.
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch