Diesseits von Gut und Böse: Cry me a River!

Nr. 11 –

Als ich letzten Samstag nach der «Tagesschau» noch ein bisschen in der Küche hantierte, hörte ich nebenbei, wie auf SRF die nächste Sendung begann.

Ich traute meinen Ohren nicht. Es heulte und schluchzte, dass mir wind und weh wurde. Doch ein Blick auf den Bildschirm bestätigte den akustischen Eindruck: Da heulten sich zwei Frauen schier die Augen aus dem Kopf. Und als auch noch Marc Sway feuchten Auges anhob, ein Lied dazu zu singen, war bei den beiden gar kein Halten mehr. Etwas ausser Fassung geraten, schaute ich dem nassen Treiben ein Weilchen zu, doch als im nächsten Beitrag weiter geweint wurde, was die Tränensäcke hielten, gab ich auf.

«Ich schänke dir es Lied!» nennt sich die neue «Musik-Show», in der sich Menschen beieinander mit einem Lied bedanken sollen, die Gelegenheit jedoch dazu nutzen, sich mal wieder richtig auszuweinen. Natürlich gehöre ich nicht zur Zielgruppe, doch restlos empathiefrei bin ich nicht. Drum frage ich mich, wie sich die verheulten ProtagonistInnen wohl fühlen mögen, wenn sie dann rotnasig und verquollen in Grossaufnahme durch Schweizer Stuben flimmern.

Auch in der Sendung «Happy Day» solls ja sehr feucht zugehen, las ich. Mein Tipp an die Belegschaft der SRF-Unterhaltungsabteilung: Das Lieblingslied von euerm Chef heisst «Trittst im Tränenmeer daher».