LeserInnenbriefe

Nr. 14 –

Waffe und Individuum

«Sichere Schweiz: Waffen gegen die Freiheit», WOZ Nr. 13/2017

Wer eine Waffe besitzt, ist nicht zwingend ein «Waffenfreund», ein «Waffennarr» oder suizidgefährdet. Wer jemals mit einer geladenen Schusswaffe bedroht wurde, sieht die Sache womöglich etwas anders. Frage 1: Wer wird sich an ein Waffenverbot halten? Die «Guten» oder die anderen? Frage 2: Glauben die EU-Bürokraten allen Ernstes, dass ein Waffenverbot Terroristen beeindrucken würde? Ihre Frage in der Bildlegende, «Aber wozu brauchen Sie eine Waffe?», ist einfach zu beantworten: Wahrscheinlich brauchen Sie die Waffe nie. Aber WENN Sie sie benötigen, dann brauchen Sie sie dringend!

Die Antiwaffenkampagne hat aber einen bedeutenderen, politischen, systemimmanenten Aspekt: Das (implizite) Ideal aller kollektivistischen Systeme (Kommunismus, Nationalsozialismus und so weiter) ist der transparente, abhängige und wehrlose Bürger. Somit handelt es sich dabei um einen weiteren Schritt in der Dekonstruktion des Individuums.

Werner Kieser, per E-Mail

Unia: Absicht und Tatsache

«Krise bei der Unia: Wenn die Gewerkschaft fristlos kündigt», WOZ Nr. 13/2017

Die Unia hat, wie ich aus eigener Erfahrung weiss, seit Jahrzehnten ein grundsätzliches Personalführungsproblem. Das liegt einerseits an den von oben bestimmten Kriterien, nach denen KarrieristInnen ausgewählt und gefördert werden, aber mehr noch am Widerspruch zwischen der veröffentlichten Absicht, eine basisorientierte Bewegung zu sein, und der Tatsache, dass das Feldpersonal in der Realität dafür bestimmt ist, die Interessen der Mitglieder im Sinne einer Dienstleistung und zudem an deren Stelle zu vertreten. Solange nur Mitgliederwerbung als Leistungsausweis gilt und politische Bildung, intern und extern und im Sinne eines Aus-früheren-Kämpfen-Lernens, praktisch inexistent bleibt, wird sich daran nichts ändern.

Nicht besonders gewerkschaftlich finde ich aber auch, wenn sich vom Missstand betroffene Mitarbeitende mit ihren Anliegen anonym an Medien wenden – lehrt uns doch das Lohnabhängigendasein, dass man sich nur durch Selbstorganisierung erfolgreich zur Wehr setzen und vor Repressalien schützen kann, und das geht nun mal nicht, ohne ein gewisses Risiko einzugehen.

Hanspeter Gysin, Basel