Indiefolk: Die Welt in wenigen Strichen

Nr. 16 –

Der April, er gilt als launig und unberechenbar. Hält man ein Album mit dem klingenden Namen «April Hearts» in den Händen, stellt man sich dementsprechend auf grosse Stimmungsschwankungen ein.

Wer nun aber vertraut ist mit den bisher veröffentlichten Alben von The Legendary Lightness – so heisst die Band hinter dem suggestiven Titel –, der stutzt. Wechselhaftigkeit hätte man der Indiefolkformation rund um den Zürcher Multiinstrumentalisten Daniel Hobi nicht zugeschrieben. Tatsächlich dauert es dann auch keine zwei Minuten, bis Hobi mit jeglichen Spekulationen aufräumt. «Keep clear of moving parts, no time for April hearts», raunt er im Opener und Titelsong über eine gradlinige, unbeirrt nach vorne drängende Rhythmussektion.

Mit dem Album «April Hearts» setzen The Legendary Lightness auf Kontinuität. Sie vertrauen dabei auf genretypische Merkmale: Das Schlagzeug organisch und reduziert, die wahlweise akustischen oder elektrischen Gitarren vorsichtig gezupft bis energisch angeschlagen, Klavier und Bläser (Bassklarinette!) leicht zurückversetzt, um in den entscheidenden Momenten hervorzutreten. Dazu Hobis warme Stimme, die sich bestens ins Gesamtbild fügt und die Themen anleitet, von denen nie zu viele gleichzeitig besprochen werden. «Draw me the world in simple lines», wie es im countryesk angehauchten «Sweet Home» heisst.

Trotz seiner Unaufgeregtheit ist «April Hearts» weit davon entfernt, in die Gleichförmigkeit abzurutschen. Dafür sorgen auch die feinen Dissonanzen, die Legendary Lightness in ihre Stücke einflechten. So geraten etwa Melodie und Text an zahlreichen Stellen in ein angenehm schmerzhaftes Spannungsverhältnis. Zum Beispiel in «Strolling into Town», wo Hobi über eine hoffnungsvoll beschwingte Akkordfolge singt: «It’s not happiness we seek / it’s not tenderness we want». Es sind Momente der Melancholie, schwer und leicht zugleich. Und schön dazu.

The Legendary Lightness: April Hearts. Ronin Rhythm Records/Irascible. 2017