Diesseits von Gut und Böse: Staldner Bacchanale

Nr. 25 –

«Wallis, ins Herz gemeisselt – du bist Sehnsucht, die süsse pralle Frucht, das Licht, die Lust … Verlieb dich neu in Grübchen, ins Lachen …», so und ähnlich raunt es seit Jahren in TV-Spots, die neben Schneeflocken, Matterhornspitze und Blümchen auch nackte Haut und Bauchnabel zeigen.

Die Jugend in Stalden muss sich davon so animiert gezeigt haben, dass die dortige Schule ein Knutschverbot erliess; es sei nicht beim Schmusen geblieben, sondern man müsse nachgerade von Fummeln reden, sagte die Schulleiterin der «SonntagsZeitung», und vor meinem inneren Auge entfalteten sich sogleich bacchantische Verschlingungen, wie sie seit dem alten Rom nicht mehr zu schauen waren. Die heftigen Zärtlichkeiten hätten Lehrpersonal und MitschülerInnen gleichermassen gestört. Bei Zuwiderhandlung drohen laut «Walliser Boten» Nachsitzen oder das Abschreiben der Hausordnung.

Es geht übrigens um dieselbe Schule, die vor sieben Jahren den Freidenker und Lehrer Valentin Abgottspon fristlos entliess, weil dieser das Kruzifix aus seinem Schulzimmer entfernt hatte. Der liess verlauten, die Gemeinde ertrage offenbar Zärtlichkeiten weniger als einen nackten Toten am Kreuz.

Unabhängig von diesen Ereignissen wünschte sich kürzlich ein Kolumnist im «Walliser Boten» ein «Verbot der Verbote». Er wird wohl weiter vergeblich wünschen.