Tamedia kauft «BAZ»: Gut für Basel, schlecht für die Schweiz

Nr. 16 –

Zum Schluss trat Christoph Blocher nach: «Basel ist eine eigene Region, sie will nicht recht schweizerisch sein», meinte er an der Pressekonferenz zum Verkauf der «Basler Zeitung» an Tamedia. Die BaslerInnen werden die Beleidigung als Kompliment auffassen. Blocher zieht nach sechs Jahren geschlagen aus der Stadt ab, die Hetzkampagnen der «BaZ» sind vorbei. Mit der «BaZ» und der «Basellandschaftlichen» werden sich in Basel weiterhin zwei Titel konkurrieren, wobei sich die «BaZ» als Teil des Tamedia-Mantels zur politischen Mitte hinbewegen wird. Mit der «TagesWoche» – einst aus Protest gegen Blochers Angriff gegründet – redet erst noch eine unabhängige Stimme mit.

Für den Rest der Schweiz ist der Deal zwischen Tamedia-Präsident Pietro Supino und Blocher unerfreulich. Die mediale Landkarte ist fürs Erste fertig gezeichnet: Tamedia ist nun in den Wirtschaftsräumen Zürich, Bern, Basel und Genf der grösste Player. Den AZ Medien und der NZZ bleiben kleinere Städte wie St. Gallen, Luzern oder Solothurn. Und Christoph Blocher bekommt pünktlich aufs Wahljahr 2019 ein Gratiszeitungsimperium: Nach dem Kauf der Zehnder-Gruppe erhält er von Supino das «Tagblatt der Stadt Zürich» sowie Beteiligungen an Gratiszeitungen in der Westschweiz. Er werde die Redaktionen mit «guten Leuten» bestücken, meinte Blocher zu seinen politischen Absichten, «sicher nicht mit linken Revoluzzern».

Wie die Entwicklung in Bern zeigt, bedroht die Zentralisierung weniger die Regionalberichterstattung. Diese Woche traf sich Pietro Supino mit Berner EntscheidungsträgerInnen, mit dabei war die grüne Parteipräsidentin Regula Rytz. Sie schliesst aus dem Gespräch, dass Tamedia «Bund» und «Berner Zeitung» fürs Erste mit unabhängigen Regionalredaktionen weiterführt. «Eine riskante Machtfülle erhält Tamedia in der Inlandberichterstattung», kritisiert Rytz. Schweizweit werden im Tamedia-Mantel noch eine Handvoll JournalistInnen über Innenpolitik schreiben.

VerliererInnen des Deals sind erneut die JournalistInnen. Bei der «BaZ» müssen die meisten um ihre Stelle bangen. Der SVP-Milliardär lässt sie im Stich. Schadenfreude ist nicht angebracht: Mit jeder Kündigung wird der Journalismus eintöniger.