Joëlle Kuntz: Die «Schweiz»

Nr. 18 –


25 000 Exemplare hat Joëlle Kuntz von ihrer «Schweizer Geschichte einmal anders» in der französischsprachigen Schweiz und in Frankreich verkauft. Den Erfolg verdankt diese «einmal andere» Schweizer Geschichte der Respektlosigkeit und dem Humor, mit dem Kuntz durch Zeit und Raum reist und eigenmächtig auswählt, was interessant, auffällig und witzig zu erzählen ist. Sie wirft damit einen neuen, überraschenden Blick auf die Gräben und Brüche, entlang denen sich Geschichte entwickelt.

Kuntz, Redaktorin der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps», geht als Zeitgenossin an die Arbeit, die das seltsame Konstrukt «Schweiz» und die Menschen, die es hergestellt haben, verständlich zu machen versucht. Mit bilderstürmerischem Elan mischt sie den helvetischen Gründungsmythos auf, zeichnet nach, wie sich schweizerische Identität unter äusserer Bedrohung entwickelt, macht die feinen Netze sichtbar, die die Schweiz mit ihren Nachbarn und der Welt verbinden. So schreibt sie gegen die selbst gewählte Isolierung ihres Landes an.

Sie habe die Geschichte der «signifikantesten Momente» schreiben wollen, die «das Zusammenleben, die Kultur und die politische Mentalität des Landes» geprägt hätten, sagt Kuntz. Eben hat die Soziologin Ruth Hungerbühler in einer Nationalfondsstudie nachgewiesen, dass unsere sprachregionalen Identitäten auseinanderdriften. Kuntz’ historische Reportage quer durch die Schweiz ist ein probates, geradezu unerlässliches Gegenmittel.

Joëlle Kuntz: Schweizer Geschichte einmal anders. Aus dem Französischen von Josef Winiger. Tobler Verlag. Zürich 2008. 272 Seiten. 25 Franken