100 Wörter: Bierlose Melancholie

Nr. 48 –

Frank McCullen sass auf der Veranda seiner mobilen Wohneinheit, die sich seit Jahren nicht mehr vom Fleck bewegt hatte. Um ihn herum lag das Gerümpel und rostete ungeniert vor sich hin. Frank spürte, dass er wahrscheinlich nie mehr von hier wegkäme, diese grünen Hügel nie mehr verlassen würde, obwohl er doch ursprünglich ganz woandershin gewollt hatte. Dies weckte in ihm diese bittersüsse Melancholie, die sich am besten mit einem Sixpack Bier wegschwemmen liess. Weil aber seine Frau vor Wochen den Truck genommen hatte und davongefahren war, blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als abzuwarten, dass die Zeiten wieder besser würden.

Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held») und lebt in Zürich. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen.