Seco untersucht Fifa: Blatter und der burmesische Geschäftsmann

Nr. 12 –

Joseph Blatter hat in Burma die Eröffnung zweier Entwicklungsprojekte des Weltfussballverbands gefeiert. Doch die Fifa steht im Verdacht, gegen Schweizer Sanktionsbestimmungen verstossen zu haben.


Joseph «Sepp» Blatter ist derzeit auf Stimmenfang. Anfang Juni stellt sich der Fifa-Präsident zur Wiederwahl für eine vierte Amtszeit. Am Wochenende hat Blatter nun ernsthafte Konkurrenz erhalten: Mohammed Bin Hammam, der Präsident des asiatischen Fussballverbands, kündigte seine Kandidatur an.

Wenige Tage zuvor brach Blatter zu einer Asienreise auf und machte in Osttimor, Burma, Laos und Malaysia halt. Mit der Reise versuchte Blatter wohl, einige asiatische Stimmen für die kommende Präsidentschaftswahl zu gewinnen. Doch der zweitägige Besuch in Burma könnte für den Weltfussballverband ein übles Nachspiel haben: Die Fifa steht im Verdacht, gegen die Schweizer Sanktionsbestimmungen gegenüber Burma verstossen zu haben. Aufgrund von Recherchen der WOZ und der exilburmesischen Newsplattform Mizzima beginnt das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) Untersuchungen gegen die Fifa.

Anlass für Blatters Reise in das Land, das von einer Militärjunta regiert wird, boten die zwei neusten «Goal»-Projekte der Fifa in Burma. «Goal» ist das Entwicklungshilfeprogramm des Weltfussballverbands. Seit dessen Einführung im Jahr 1999 hat die Fifa über 300 Millionen Franken in diese Projekte gesteckt, mit dem Ziel, die wirtschaftlich schwächeren Verbände finanziell zu unterstützen. Die Fifa lässt sich jedes Projekt 400 000 Franken kosten, in den kommenden Jahren soll dieser Betrag auf 500 000 Franken erhöht werden, wie Joseph Blatter vor zwei Wochen ankündigte.

Beim Besuch in Burma am 15. und 16. März eröffneten Blatter und die mitgereiste Fifa-Delegation eine Fussballakademie in Mandalay und nahmen in Rangun an den Feierlichkeiten für die Renovation des National Youth Stadium teil – beides Projekte, die im Rahmen des «Goal»-Programms von der Fifa mit je 400 000 Franken finanziert werden.

«Aufstrebender Kumpan» der Junta

Die Fifa folgte einer Einladung von Zaw Zaw, dem Präsidenten des burmesischen Fussballverbands und Besitzer einer Fussballmannschaft. Zaw Zaw gehört zu den engen Vertrauten des Militärregimes um General Than Shwe und verpflichtete 2009 dessen Enkel für seine Mannschaft. In einer von Wikileaks veröffentlichten US-Diplomatendepesche vom April 2009 wird Zaw Zaw als ein «aufstrebender Kumpan» des Regimes bezeichnet, weshalb die US-Botschaft in Rangun empfahl, ihn auf die Sanktionsliste der USA zu setzen. Zaw Zaw besitzt mit der Max-Myanmar-Gruppe ein regelrechtes Firmenimperium mit Baufirmen, Kautschukplantagen und Jademinen.

Auch die Schweiz führt sowohl den Gastgeber Blatters wie dessen Firmengruppe Max Myanmar auf der Sanktionsliste. Zaw Zaw figuriert unter den «Personen, die Nutzen aus der Wirtschaftspolitik der Regierung ziehen». Laut Sanktionsbestimmungen gegen Burma ist es verboten, diesen Personen «Gelder zu überweisen oder Gelder und wirtschaftliche Ressourcen direkt oder indirekt zur Verfügung zu stellen». Für denjenigen Teil der Sanktionsliste, auf der die Firma Max Myanmar steht, gelten allerdings weniger strenge Sanktionen.

Hat die Fifa die Bauaufträge für die «Goal»-Projekte an die Max-Myanmar-Gruppe erteilt und damit direkt gegen die Schweizer Sanktionsbestimmungen verstossen? Die Fifa will sich dazu nicht äussern und bezeichnet die Vertragsdetails als «vertraulich». Die Max-Myanmar-Gruppe war bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Seco klärt Vorwürfe ab

Die Junta-nahe Zeitung «Myanmar Times» berichtete im Dezember 2010, dass die Renovation des National Youth Stadium in Rangun durch Zaw Zaws Finanzkonglomerat Max Myanmar erfolgt. Das «Goal»-Reglement der Fifa schreibt vor, dass die Fifa «alle erforderlichen Verträge» selbst unterzeichnet und «in Übereinstimmung mit den erwähnten Verträgen die Zahlungen direkt an die Vertragsparteien» tätigt. Das nährt den Verdacht, dass die Fifa gegen die Sanktionsbestimmungen verstossen hat.

Mit den Recherchen der WOZ konfrontiert, erklärt Thomas Graf, der beim Seco für die Sanktionsbestimmungen zuständig ist: «Wir werden Abklärungen vornehmen und die Fifa kontaktieren.» Danach soll sich zeigen, ob allenfalls auch ein Strafverfahren gegen die verantwortliche Person bei der Fifa eröffnet wird. Bei einem Verstoss gegen die Sanktionsbestimmungen drohen bis zu 500 000 Franken Busse oder bis zu einem Jahr Gefängnis.

Der oberste Verantwortliche der «Goal»-Büros der Fifa ist Mohammed Bin Hammam, der Präsidentschaftskonkurrent Blatters.