Film: Seife und Liebe

Nr. 1 –

Isidora (Bélgica Castro) und Enrique (Alejandro Sieveking) sind ein altes Ehepaar; sie leben in Santiago de Chile. Da ruft Isidoras Tochter Rosario (Claudia Celedón) an – sie will ihre Mutter zusammen mit ihrer Freundin Hugo (Catalina Saavedra) besuchen. Es wird wohl nicht einfach – denn Isidora leidet an Demenz. Rosario hingegen hat ganz andere Probleme. Einerseits fühlt sie sich von ihrer Mutter nicht akzeptiert, andererseits ist sie sehr erpicht darauf, deren Wohnung zu übernehmen. Doch gerade von dieser Idee ist Enrique ganz und gar nicht angetan …

Nach seinem zweiten Spielfilm, «La nana», führt diesmal Sebastián Silva zusammen mit Ko-Autor Pedro Peirano Regie. Thema ist wieder die Familie. Doch es ist keine bürgerliche Musterfamilie, die hier im Zentrum steht: Die Kinder sind bereits erwachsen, Enrique ist nicht Rosarios Vater, und Hugo ist nicht Rosarios Ehemann.

Auch können sich Isidora und Enrique offenbar keine Bediensteten leisten; anders als in «La nana» spielen hier ökonomische Faktoren eine wichtige Rolle. Rosario, die ihre schauspielerischen Ambitionen nicht verwirklichen konnte und nun stattdessen Seife verkauft, kann sich offenbar selber keine gute Wohnung leisten.

«Gatos viejos» ist ein einfühlsamer Film nicht nur über das Älterwerden, sondern mehr noch über die Familie als Ort der Konflikte. Der Film ist ideal besetzt, und es ist wirklich beeindruckend, wie die wandlungsfähige Catalina Saavedra, das scheue Hausmädchen aus «La nana», hier zur vielleicht etwas allzu «maskulinen» Freundin Rosarios wird. Auch Claudia Celedón in der Rolle von Rosario ist hier kaum wiederzuerkennen. Wie schon «La nana» ist der Film darüber hinaus auch als Milieustudie unbedingt sehenswert. Für Silva ist es bereits der dritte Film als Regisseur, für Ko-Regisseur und Ko-Autor Peirano der erste. Mit diesen kreativen Köpfen ist noch zu rechnen!

Niklaus Schäfer

«Gatos viejos». Chile/USA 2010. Regie: Sebastián Silva und Pedro Peirano. 
Ab 6. Januar in Deutschschweizer Kinos.