Diesseits von Gut und Böse: Wieder Moskau einfach

Nr. 35 –

Seit den Urteilen gegen die drei Frauen der Punkband Pussy Riots toben im Westen die Proteste, und der Wollmützenhandel floriert. In Russland hingegen sollen laut Meinungsumfragen rund neunzig Prozent der Bevölkerung eine harte Bestrafung der Aktivistinnen begrüssen.

Doch Protest hin und Wollmütze her: Das tun nicht nur RussInnen. So hält es in der «SonntagsZeitung» ein Herr M. für «denkbar, dass die russischen Richter zu unterscheiden wissen zwischen dem Menschenrecht auf freie Meinungsäusserung und der Entweihung einer Kirche, in der man eben nicht ‹die Sau rauslassen› soll». Und nach der Protestaktion mit einem «Free Pussy Riot»-Plakat am Grossmünsterturm schrieb Herr G. im «Tagblatt der Stadt Zürich»: «Erstens ist es für uns schwierig, zu beurteilen, wieso die drei Künstlerinnen in Russland bestraft wurden. Zweitens ist es respektlos, von einem religiösen Schweizer Bauwerk herab ‹Fuck Putin›-Rufe zu skandieren. Und drittens macht sich die ganze Stadt Zürich mal wieder einen Namen als Ort, in dem man sich fast alles erlauben kann, ohne dass man dafür angemessen bestraft wird.»

Sicher ist das respektlos. Dennoch möge uns der Balkensepp vor «angemessenen» Strafen schützen. Und wenn ders nicht kann, die Demokratie.