Kost und Logis: Feine Schweinemuffe

Nr. 37 –

Susi Stühlinger fackelt zum Einstand ihre Küche ab

Als Neue im «Kost und Logis»-Team erzähle ich Ihnen an dieser Stelle gerne etwas über meine kulinarische Heimat. Der nördlichste Kanton der Schweiz bietet in kulinarischer Hinsicht allerlei. Etwa die legendäre «Wiiprob», wo WeinproduzentInnen aus der Region ihre Produkte degustieren und sich alljährlich die kantonal grösste Dichte an betrunkenen Lokalpolitikern bestaunen lässt. Oder köstliche Spezialitäten wie die Hallauer Schinkenwurst oder den Merishauser Bienenstich, die die kantonale Standortförderung zu Werbezwecken gelegentlich unaufgefordert an die Zürcher «Key-Medien» verschickt.

Viel interessanter ist jedoch jener geniöse Schaffhauser, der ganze Weihnachtskrippen aus Wurstwaren und Sauerkraut bastelt. Und der unglaubliche Rezepte kennt wie Schweinepfriemel an Griebenschmalz, Schweinedärme an Rahmbutter oder Schweinemuffe an Schokosauce. Wenn Ihnen darob jetzt nicht das Wasser im Munde zusammenläuft, könnte Ihnen indes dieses Rezept gefallen, das ich einst fernab der Heimat in meiner damaligen Studentenklause zubereitete: Reibekuchen à la Grosi.

Man nehme ein Zweiquadratmeterloch von Einbauküche, eine Masse aus fein geriebenen Kartoffeln und drei rohen Eiern, literweise heisses Sonnenblumenöl in der Bratpfanne und Haushaltspapier, um die fertigen Kuchen zumindest ansatzweise vom Öl zu befreien. Halt, Haushaltspapier gehöre nicht dazu, sagte Grosi, nur nicht heikel sein, ach junge Menschen, eieiei, das Fett müsse dranbleiben. Aber man weiss es ja immer besser.

Dann klingelt der Besuch an der Türe, zu der es keinen Türöffner gibt, und man rennt fünf Stockwerke hinunter, um den Besuch reinzulassen, und dann wieder fünf Stockwerke hoch, und eieiei, da brennt lichterloh das Zweiquadratmeterloch von Einbauküche, weil das ölgetränkte Haushaltspapier die glühende Herdplatte touchiert hat, und verdammt, ja! Grosi, du hattest ja recht! Nie wieder schlage ich deinen guten Rat in den Wind.

Nachdem die Studentenklause ausgebrannt war, gings auch mit dem Studium bergab, und ich kehrte zurück in den schönen Heimatkanton in der Nordschweiz, wo es sowieso viel schöner ist als überall sonst, und ja, Sie fragen sich, was das jetzt alles miteinander zu tun hat und überhaupt, und Sie folgern richtig: Das Ganze ist ein reiner Werbespot. Für Grossmütter, die Heimat und das schöne Schaffhauser Blauburgunderland, wo an den kommenden Herbstsonntagen wunderbarer Wein und Merishauser Bienenstich vom Damenturnverein kredenzt werden wird. – Denn wie mir versichert wurde, hat das kantonale Standortmarketing die WOZ nie zu den Zürcher «Key-Medien» gezählt und ihr demnach auch nie irgendwelche Köstlichkeiten geschickt. Immer muss man alles selber machen.

Susi Stühlinger mag Schweineschmalz, 
darin kann man die Reibekuchen übrigens auch braten.