Nuclear-Free Future Award: Gegen Atomkraft aufklären

Nr. 40 –

Seit 1998 werden alljährlich Preise an Personen vergeben, die sich für eine atomkraftfreie Zukunft einsetzen. Die diesjährige Verleihung in Heiden wurde von den Schweizer Medien weitgehend ignoriert.

Am vergangenen Samstagabend ging in Heiden die Preisverleihung des Nuclear-Free Future Award über die Bühne. Noch vor zwei Jahren hätte es diese Veranstaltung so nicht gegeben, doch der AKW-Unfall in Fukushima hat einiges in Bewegung gesetzt. Der Anlass war hochkarätig besetzt, Landammann Hans Diem (SVP) überbrachte Grüsse der Appenzeller Regierung und sprach sich für den Atomkraftausstieg aus. Hans Altherr (FDP), der für den Kanton Appenzell Ausserrhoden im Ständerat sitzt und die kleine Kammer zurzeit präsidiert, war ebenfalls da und hielt eine kurze Rede für eine nuklearfreie Zukunft. Nur die Medien schnitten die Veranstaltung, das «St. Galler Tagblatt» liess lediglich im Lokalteil darüber berichten.

Der Nuclear-Free Future Award wird seit fünfzehn Jahren regelmässig verliehen – meistens in Grossstädten wie New York, Paris oder Berlin, diesmal in Heiden, dem Ausserrhoder Kurort über dem Bodensee. Organisiert wird die Veranstaltung vom gleichnamigen Verein, mitfinanziert von einer Stiftung. Die diesjährige Veranstaltung kam dank der Unterstützung des Schweizer Zweigs der ÄrztInnen für soziale Verantwortung und für die Verhütung eines Atomkriegs (PSR/IPPNW) sowie des Vereins Dunant 2010 plus zustande, der in Heiden das Henry-Dunant-Museum betreibt – Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes, verbrachte seine letzten Lebensjahre in Heiden.

Die fünf PreisträgerInnen kamen aus aller Welt. Der Preis für Widerstand ging an Gabriela Tsukamoto. Sie ist Bürgermeisterin von Nisa, einem Dorf in Portugal, das vor allem von ökologischer Landwirtschaft und sanftem Tourismus lebt. Doch in der Gegend wurde Uran gefunden, die Regierung möchte nun das Uranerz abbauen – dagegen kämpft Tsukamoto engagiert an.

Der Preis für Aufklärung ging an Katsumi Furitsu. Die japanische Ärztin beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den Opfern der Bombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki, seit dem Unfall von Fukushima reist sie regelmässig in die betroffenen Gebiete, um der Bevölkerung beizustehen.

Yves Marignac ist Büroleiter der AKW-kritischen Organisation Wise Paris und erhielt den Preis für Lösungen. Bekannt wurde er im letzten Jahr für seine Gegenexpertise zu den Ergebnissen der AKW-Stresstests in Frankreich; zudem ist er Mitautor des «Manifeste négaWatt», in dem aufgezeigt wird, wie die französische Energiewende aussehen könnte. Den Ehrenpreis fürs Lebenswerk bekam Sebastian Pflugbeil. Der Physiker wuchs in der DDR auf und gehörte dort der Bürgerrechtsbewegung an. Er war auch Minister in der Übergangsregierung Modrow und behändigte in dieser Zeit geheime Dokumente, die zur Schliessung der AKWs Greifswald und Rheinsberg führten. Nach dem Mauerfall verfolgte er das Thema hartnäckig weiter und unterstützt heute Bürgerbewegungen in Japan.

Der zweite Ehrenpreis – «Besondere Anerkennung» – ging an WOZ-Redaktionsleiterin Susan Boos für ihre jahrelange journalistische Arbeit und ihre Bücher über Tschernobyl, die Schweizer Atomwirtschaft und Fukushima.