LeserInnenbriefe

Nr. 5 –

Blühende Wiese

In der Schweiz bewirten wir internationale Konzerne unentgeltlich. Das Gratiskonstrukt für die Unternehmen hat sie angezogen wie eine blühende Wiese Bienen. Privilegierte Gesellschaften mit zinsbereinigter Gewinnsteuer nennen sich diese Handelskompanien heute. Ihre noblen Damen und Herren verstecken ihr Geld in unseren Banken und Finanzgesellschaften, bezahlen aber nichts für die Polizei und die Verteidigung, obwohl jede Gemeinschaft von ihren Mitgliedern einen angemessenen Beitrag verlangt – Steuern. Das Schweizer Fussvolk verdingt sich bei diesen Firmen und nennt sich frei, weil es sich selbst verteidigen darf und den eigenen und den Schutz der Fremden bezahlt.

Die blühende Wiese nennen wir Wohlfahrtsstaat. Blühende Wiesen erfreuen Vagabunden, insbesondere Steuerflüchtige. Diese borgen uns ihr Geld. Wir konstruieren ihnen Finanzgesellschaften, damit sie ihre Gewinne verstecken können. Es ist das Vermögen, das aus anderen Ländern abgezogen wurde und unseren Franken hoch hält. Die ehemals königlichen Hoheitsrechte heissen heute Steuerwettbewerb. Die Bewerber grasen in blühenden Landschaften und ziehen weiter mit ihrem Geld und unserer geborgten Wohlfahrt.

Zum Wohle des freien Fussvolkes: Nein zur Unternehmenssteuer-Umwälzung III!

Otto Georg Tschuor, Seewil

Elite – wirklich?

«Friedensverträge in Lateinamerika: Für manche Geschäfte ist der Frieden rentabler», WOZ Nr. 2/2017

«Elite» bedeutet «Auswahl», normalerweise «Auswahl der Besten», nach Wikipedia «eine Gruppierung (tatsächlich oder mutmasslich) überdurchschnittlich qualifizierter Personen». Spätestens seit der zunehmenden Verbreitung populistischer Bewegungen in Europa und der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA wird dieser Begriff leider in beschönigender Weise als Synonym für die Mächtigen welcher Art auch immer verwendet. Alle, die das Sagen haben, werden unbesehen ihrer wahren Qualifikation als «Elite» bezeichnet, gleichgültig, ob sie ihre Machtposition mittels Bestechung und Korruption, mithilfe militärischer Mittel oder durch wirklich anerkennenswerte Leistungen erreicht haben.

Nun hält diese euphemistische Verwendung des Begriffs «Elite» auch in der WOZ Einzug. Gegen Ende des Beitrags über Friedensverträge in Lateinamerika heisst es: «Die Kriegsursachen aber bleiben. Die Eliten und ihre Kriegsverbrecher wurde nicht angetastet …» Wie wäre es, wenn Sie schrieben: «Die Kriegsverbrecher und ihre Handlanger wurden nicht angetastet …»?

Wenn sich der Begriff «Elite» wirklich nicht vermeiden liesse, sollte er wenigstens präzisiert werden: «Machtelite», «Finanzelite», «Korruptionselite» oder «sogenannte Elite» und so weiter.

Richard Grand, Schwanden GL