Qualität der Medien: Unterinformiert und ausgeliefert

Nr. 43 –

Die Rede ist vom «long tail», vom langen Schwanz, der Unheimliches birgt. Es geht um die Frage, wie Menschen ihr Weltbild zusammenbauen. 40 Prozent der 18- bis 24-Jährigen konsumieren keine klassischen Medien mehr, sondern informieren sich nur noch via Google oder über Social Media, stellt das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) im diesjährigen Jahrbuch zur «Qualität der Medien» fest. Vor allem die Gruppe der sogenannten News-Deprivierten ist in den letzten Jahren massiv grösser geworden. Sie leiden unter einer Art Informationsmangelernährung und gehen ohne politisches Koordinatensystem durch die Welt. Ob eine Information glaubwürdig ist, können sie nicht mehr einschätzen. Laut dem Fög gehört bereits ein Drittel der Befragten dieser Gruppe an. Sie sind jung, und sie sind weiblich.

An diesem Punkt kommt der lange Schwanz ins Spiel. Vorne – sozusagen im Körper des Hundes – sind die professionellen Newsseiten, die eine grosse Reichweite haben. Da dominieren Tamedia, Ringier und die SRG. Das Fög attestiert diesen Seiten eine hohe journalistische Qualität. Doch dann rutscht man in den Schwanz rein, zu den vielen Seiten mit relativ geringer Reichweite. Darin gibt es professionelle neue Informationsangebote wie etwa «Infosperber» oder zentralplus.ch, aber auch zahlreiche vermeintliche Newsseiten wie etwa «Uncut News» oder «Alles Schall und Rauch». Letztere haben eine mit «Infosperber» und Co. vergleichbare Reichweite, folgen aber keinen journalistischen Grundsätzen, sondern bedienen unverblümt Verschwörungstheorien oder verbreiten rechte Propaganda. Das Fög stellt aber auch fest, dass das Vertrauen in die seriösen Medien hierzulande noch gross ist und die sogenannten alternativen Medien noch kaum Einfluss haben. Unter anderem dank der SRG: Die Linken wie die Rechten trauen den öffentlich-rechtlichen Sendern. Noch.

Wenn nun mit der No-Billag-Initiative die SRG plattgeschossen werden soll, geht es um viel mehr als die ungeliebten Gebühren. Da wird journalistisches Grundvertrauen zerstört. Und ist dieses Vertrauen erst mal weg, werden sich die «alternativen Medien» ungehindert ausbreiten.