LeserInnenbriefe

Nr. 3 –

Ein Hoch auf die WOZ

«Twitter: Dynamik einer Empörungswelle», «Medien: Relotius oder die Frage nach der Realität», «Spazieren durch Wien: Die Melancholie-Maschine», «Griechenlands Linke: Der grimmige Jahrestag», WOZ Nrn. 1 + 2 / 2018

Gleich vier Artikel in der ersten Nummer des Jahres fordern mich zu einer Reaktion heraus; vier Journalisten, deren Texte unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist Kaspar Surbers Analyse des «Falls» Relotius wohltuend unaufgeregt und nicht bloss auf die Ich-Perspektive des Schreibenden reduziert. Nicht erst seit der neusten «Spiegel»-Blamage klopfe ich WOZ-Beiträge nach dem Reality-à-la-Surber-Check ab.

Ted Gaiers Griechenlandreportage bietet jedoch genau das Gegenstück. Wen kümmerts, dass der Autor in jungen Jahren «die elterlichen Buden in Schutt und Asche gelegt» hat? Das macht sein Anliegen, die Lage der Demonstrierenden in Griechenland darzustellen, nicht glaubwürdiger. Im Gegenteil, sucht da einer in Griechenland einen Abglanz seines eigenen jugendlichen Aktivismus? Und was soll das Beispiel der Frau aus dem Reinigungstrupp, die erst mal eine rauchen will? Aha! Sind die Griechen faul und darum ins Elend geschlittert? Das Adjektiv «störrisch», mit dem die Frau bedacht wird, macht sie weder besser, noch ist es eine politische Tugend.

Wie die WOZ den Shitstorm auf den «SonntagsBlick»-Journalisten Fabian Eberhard auseinandernimmt, verdient dagegen höchste Anerkennung. So viel Recherche in so kurzer Zeit! Bravo! Ich warte gespannt auf eine Fortsetzung. Wer schweigt? Eberhard oder Ringier?

Der Spaziergang durch Wien schliesslich ein Hochgenuss. Einfach schön, samt Fotos.

Dies ist ein Hoch auf die WOZ von Compi zu Compi.

Yvonne Lenzlinger, Winterthur

Mut für die Linke

«Wahljahr 2019: ‹Alle werden einen digitalen Wahlkampf versuchen›», WOZ Nrn. 1 + 2 / 2018

Was für das Wahljahr 2019 prophezeit wird, konnte man bereits letztes Jahr in der Stadt Zürich beobachten. GC-Fans haben während des Stadionwahlkampfs aus 300 eingetragenen Freiwilligen zahlreiche Gruppen gebildet, die dank Datenmanagement an Türen klopften, Wählerinnen anriefen und Textnachrichten versendeten. Begleitet von einer riesigen Onlinekampagne. Das Resultat: Die erfolgsverwöhnte SP hat die Abstimmung verloren, trotz des eingesetzten städtischen Rekordbudgets von 80 000 Franken. Die Erkenntnis: Menschen brauchen sich nur zusammenzuschliessen, um Herzensanliegen durchzusetzen. Das macht Mut für die Linke!

Berat Kaplan, per E-Mail