Klimastreik: Das ist nicht links, das ist Wissenschaft

Nr. 11 –

Klimanotstand? Am Freitag, 15. März, gehen Menschen in fast achtzig Ländern für den Klimaschutz auf die Strasse. In der Märzsession des Schweizer Parlaments ist davon nichts zu spüren. Der Nationalrat will keine dringliche Klimadebatte führen, nicht über Lenkungsabgaben auf Treibstoffe nachdenken, weder Flugshows einschränken noch Autos mit Verbrennungsmotoren verbieten. Im Gegenteil, er will die Autobahnen kräftig ausbauen.

Wer sich den Autoverkehr wie einen Wasserstrom vorstellt – und dieses Denken ist bis weit in die Linke hinein verbreitet –, wird immer zum gleichen Schluss kommen: Wo der Fluss stockt, braucht es mehr Platz, sprich breitere Strassen und zusätzliche Tunnelröhren. Verkehr ist aber keine Naturgewalt, sondern menschengemacht, also politisch beeinflussbar – im Gegensatz zu den Naturgesetzen. Das Parlament hat das nicht verstanden, die Klimabewegung schon. Sie weist in einem Mobilisierungsvideo darauf hin: Menschliche Gesellschaften lassen sich verändern, Naturgesetze nicht. Mehr CO2 führt zu Erwärmung, da gibt es nichts zu debattieren. Zu debattieren gibt es, wie wir unsere Gesellschaften gestalten wollen.

Diese Woche hat die Klimajugend prominente Unterstützung erhalten: von WissenschaftlerInnen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum. Die Anliegen der Bewegung seien «berechtigt und gut begründet», schreiben sie. «Die derzeitigen Massnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz reichen bei weitem nicht aus.» Der Klimastreikbewegung gebührten «unsere Achtung und unsere volle Unterstützung». Bis Dienstag haben schon über 12 000 WissenschaftlerInnen unterzeichnet.

Die Stellungnahme ist für die Klimabewegung enorm wichtig – als Verteidigung gegen alle, die sie als idealistisch-naiv darstellen oder behaupten, sie sei parteipolitisch gesteuert. Zwar verlaufen Klimadebatten meist nach einem Links-rechts-Schema. Die ForscherInnen erinnern aber daran, dass man Politik und Physik nicht verwechseln sollte: Die Klimaerhitzung ist keine linke Meinung. Sie ist ein wissenschaftlicher Fakt.

Zur Stellungnahme: scientists4future.org . Zu den Demos: climatestrike.ch .