WOZ News

Nr. 35 –

Zielgruppenorientierte

Als seriöses Medium das eigene Renommee zu bewahren, fällt nicht immer leicht. Mit dem «Wetterlexikon» stellt der «Blick» seiner doch hin und wieder recht boulevardesken Berichterstattung ein anspruchsvolles Gefäss gegenüber: «In labiler Luft ist der Temperaturgradient grösser als der adiabatische Temperaturgradient. Ein aufsteigendes Luftpaket ist immer wärmer als seine Umgebung.» Es gilt wie immer das journalistische Prinzip der Heissen Luft. 

Ausgeschlossene

Das «film bulletin» sucht «eine engagierte Persönlichkeit für die Redaktionsleitung». Neben vielen anderen Qualifikationen wird auch eine «erprobte Stillsicherheit» erwartet. Aus gut unterrichteten Kreisen hören wir, dass eine Gruppe filmaffiner Männer beschlossen hat, ihre Diskriminierungsklage notfalls bis vor Bundesgericht zu ziehen. 

Ungerechtfertigte

«Im Lorrainequartier warfen serbische Fans mehrere volle Bierdosen gegen eine gute besetzte Gartenbeiz», berichtete der «Bund». WOZ-Leser L. informierte uns, dass er über die Qualität der betroffenen Beiz nichts Negatives zu berichten wisse, zumal das unbescholtene Lokal von einem regulären Pächter und nicht von einem Besetzerkollektiv ohne Wirtepatent betrieben werde. Wir danken für die Klarstellung. 

Verborgene

Watson.ch nahm sich der weiblichen Lust durch Selbstbefriedigung an, die erstmals in einer Schweizer Studie untersucht wurde. Für zu viele Frauen sei das Thema noch schambesetzt, hiess es, und der Zwischentitel «Schambehaftetete, unbekannte Vulva» belegt klar, wie schnell Frau nur schon beim Schreiben ins Stottern geraten kann. 

Bekleidete

In keinerlei inhaltlichem Zusammenhang zu Obigem steht die «lange Schafhose» für Damen, die ein Unternehmen für nachhaltig produzierte Waren in seinem Katalog anbietet. Die Hose ist aus reiner Baumwolle gefertigt und nicht – wie man denken könnte – aus Schurwolle. Leser K. geht davon aus, dass sich selbst Schafe des Nachts in Baumwolle besser entspannen können. 

Wundersame

«Die Befunde überraschen», schrieb der «Tages-Anzeiger» über eine Untersuchung, die die Häufigkeit, mit der PolitikerInnen zwischen 2012 und 2018 in den Medien genannt wurden, statistisch auswertete. Wirklich überrascht hat uns daran allerdings nur, dass Doris Leuthard und Christoph Blocher auf den Plätzen eins und zwei haargenau dieselbe Anzahl Nennungen aufweisen – nämlich 62 462. Unseres Erachtens kann es sich hier nur um eine aktualisierte Variante der berühmten Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest handeln. Alles andere wäre unglaubwürdig. 

Rettende

Um die Zahl 0800 33 66 55 gings hingegen auf tagesanzeiger.ch: «Wer kein lebensbedrohliches medizinisches Problem hat, wird unter der Nummer seit einem Jahr kostenlos beraten.» Fragt sich natürlich, wer das so schnell selbst beurteilen kann, dass die Zeit noch reicht.  

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