Im Affekt: Pirouetten mit Beat Breu

Nr. 46 –

Kann man sich ein besseres Trostpflaster vorstellen als eine kleine Pophymne für die Ewigkeit? Diesen Sommer musste Beat Breu nach wenigen Vorstellungen seinen Traum vom eigenen Zirkus begraben – das jüngste Kapitel seiner Fehlversuche als Gewerbetreibender für allerhand Lustbarkeiten. Aber jetzt! «Beat Breu» heisst die neue Single von Dachs, und Obacht: Einmal gehört, lässt sie einen nicht mehr los, diese stratosphärische Jubelarie für einen, der schon länger nichts mehr zum Jubeln hatte. Und dann dieser unwiderstehliche Refrain in schönstem St. Galler Falsett: Beat Breu! Beat Breu! (Autor singt in Kopfstimme den Refrain mit und tanzt jubelnd um den Küchentisch.)

Basil Kehl und Lukas Senn, die beiden von Dachs, sind ja noch keine dreissig. Für sie war Beat Breu vor allem der Talfahrer aus den Klatschspalten, seine Erfolge am Berg kennen sie nur vom Hörensagen. Jetzt besingen sie ihn als das, was er ist: eine lebende Legende des Radsports, aber eben auch eine Identifikationsfigur für all jene, bei denen es nicht immer nur aufwärtsgeht im Leben, sondern auch abwärts und manchmal geradeaus. Dieser Song hat keine Sympathie für Leute, die mit ihren geleasten E-Bikes einen auf Bergfloh machen, und erst recht nicht für falsche Helden wie CR7: irgendwo im Erfolgsrausch hängen geblieben, nie auf die Fresse gefallen.

Sänger Basil Kehl verachtet sie, aber seine Verachtung klingt süss wie Zuckerwatte. In der zweiten Strophe besucht er Beat Breu in seinem Zirkusbistro, aber der Held des Songs muss dann gleich wieder los, um seine Geissen zu füttern. So bleibt in der dritten Strophe halt nur die Rückschau in die eigene Kindheit, und die führt eben nicht vor den Fernseher zur Tour de France, sondern zum Stuhltanz am Klassenfez. Dort haben am Ende ja auch meist die gewonnen, die gar nie richtig tanzten. Sollen sich die anderen doch auf die freien Stühle stürzen, Basil Kehl tanzt lieber selbstvergessen seine Pirouetten: Beat Breu! Beat Breu!

Beat Breu soll übrigens vorgängig sein Einverständnis zum Song gegeben haben: «Jo, denn söled sie da Lied doch singe.»