«Die erste Platte, die ich mir kaufte, war von Little Richard, und sie lehrte mich mit einem Schlag alles, was ich über Pop wissen musste.» Sagt der britische Autor Nik Cohn. «‹Tutti frutti all rootie, tutti frutti all rootie, Awopbopaloobop-alopbamboom.› Als Zusammenfassung dessen, worum es im Rock ’n’ Roll wirklich ging, waren diese Worte meisterhaft.» Was auch daran lag, dass Little Richard seine Lautmalerei in einem hammerpianobetriebenen Tempo vortrug, mit einer Energie, für die das Wort «explosiv» eine lächerliche Untertreibung darstellt.

«Rock ’n’ roll was invented by a gay black man from Georgia.» Der Ausspruch des Dichters Darius James rückt Geschichte zurecht. Nicht Elvis, nicht Jerry Lee Lewis, schon gar nicht die Rolling Stones haben den Rock ’n’ Roll erfunden, es war der Sohn eines schwarzen Schwarzbrenners und einer Mutter, die er «Indian» nannte, aus bestimmten Gründen. In den Fünfzigern herrschte im Süden der USA ein Apartheidsystem, in der populären Musik ebenso, sagte Little Richard. Schwarze Musik lief nur bei schwarzen Radios, man nannte sie «race music». «Rassenmusik?» Oder drastischer: «jungle music». Oder gleich: «nigger music».

Der weisse Schlagersänger Pat Boone wurde reich, indem er Rock-’n’-Roll-Hits von Schwarzen wie Chuck Berry, Fats Domino und eben Little Richard auf den Geschmack des weissen Publikums trimmte. Und das «gay» in «gay black man?» «Tutti frutti, good booty», singt Richard im Originaltext, «booty» steht für Arsch, und es ist nicht der «booty» eines weiblichen Wesens, den er hier beshoutet. Er sei omnisexuell, hat der flamboyante Richard mal gesagt, und so sah er auch aus: flash und fancy wie Josephine Baker, das war das Ziel. Federboa, toupierte Haartürme, Bling-Bling, Glam.

Fazit: «Wenn Elvis der King war, dann bin ich die Queen des Rock ’n’ Roll.» The Queen is dead, mit 87 Jahren, all hail the Queen. Ohne sie keine Grace Jones, keine Janelle Monáe, kein Bowie und kein Prince.