#digi: Wohin mit der Demokratie?

Nr. 44 –

«Zwingt uns diese ganze Digitalisierung in ein völlig neues Demokratieverständnis?», fragt SP-Altbundesrat Moritz Leuenberger vom Bildschirm. Damit stellt er die Weichen für die Ausstellung «Digitale Demokratie. Eine interaktive Reise in die politische Zukunft», die derzeit im Berner Käfigturm läuft. Dort wird nicht nur erforscht, wie digitale Anwendungen und Prozesse auf die Demokratie einwirken. Die Besucher:innen sollen sich auch fragen, welche Art des politischen Zusammenlebens sie sich in der Zukunft wünschen.

Zum Aufwärmen dienen Fragen wie «Wissen wir genug über digitale Bürgerbeteiligungsplattformen?» oder «Machen wir uns Gedanken über Privatsphäre und Datenschutz?». Dann geht es darum, wie soziale Netzwerke die politische Meinungsbildung beeinflussen und verändern. Das Digitale ist dabei keineswegs bloss negativ behaftet – digitale Plattformen können die Politik auch transparenter und rechenschaftspflichtig machen.

Drei Kunstobjekte sollen den Möglichkeitshorizont der digitalen Zukunft eröffnen. Begleitet von einer süffigen Kurzgeschichte, skizzieren ein vakuumiertes Pilzrisotto, eine Münzwurfmaschine und eine rote Pille verschiedene Pfade. Manchmal lauert da die komplette Dominanz der fusionierten Techgiganten. Oder es winkt das Phantasma des vollkommen rationalen und altruistischen Denkens. Dass auch Pilze eine Rolle spielen, passt zum Zeitgeist (siehe WOZ Nr. 43/2021 ). Dabei sollen diese bloss aufzeigen, was passieren kann, wenn die Geschwindigkeit politischer Prozesse durch die Digitalisierung ins Unermessliche steigt.

Die Frage, ob Demokratie überhaupt «elektronischen Firlefanz» brauche, hilft nicht weiter. Die Demokratie der Zukunft wird digitaler sein – alles andere ist schwer vorstellbar. Um so wichtiger ist es, sich den normativen Fragen zu stellen. Angesichts neuer Anläufe zu E-Voting, E-Collecting oder zur E-ID werden uns diese Fragen notgedrungenermassen weiter beschäftigen.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 11.  Dezember und ist Teil eines Projekts der Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung (TA-Swiss) zur Zukunft der Demokratie. In drei Studien hat TA-Swiss die Diskussion um die Weiterentwicklung der Demokratie lanciert und auf ein erstes Fundament gestellt.