Durch den Monat mit der Eve Monney (Teil 2): Bist du Feministin?

Nr. 10 –

Eve Monney: «Die meisten Frauen, die ich kenne, denken zu viel nach. Ich auch.»

WOZ: Stimmt es, dass sich deine Band in der Ricola-Fabrik kennengelernt hat?
Eve Monney: Nein. Aber Jari hat dort gearbeitet. Die Ricola-Bonbons kommen aus Laufen. So wie die Laufen-WCs und -Lavabos, kennst du die?

Ja. Ich war sogar einmal in Erschwil. Zum Wandern.
Echt? Dafür ist die Gegend dort sehr schön. Aber ich komme aus Allschwil.
Ich ging einfach nach Erschwil proben.

Schade. Ich wollte fragen, ob es auch Vorteile hat, in einem Dorf zu wohnen. Man hat sicher mehr Zeit zum Üben.
Ja. Das war auch für mich wichtig.

Aber Allschwil ist ja praktisch Basel.
Ja, ein Agglomerationskaff. Doch ich bin ein bisschen selber ins Exil gegangen, indem ich mich stark zurückgezogen habe zum Spielen und Kreativsein. Das ist toll in Erschwil, du bist so am Arsch der Welt, dass du gar nicht viel anderes machen kannst als Musik. Darum gibt es wahrscheinlich so viele Bands im Laufental.

Ist die Rohheit in der Musik, die euch so wichtig ist, auch eine politische Aussage?
In einem gewissen Sinn schon. Ich finde das Perfekte, Normierte unmenschlich. Wir singen nicht «Kampf dem Kapital». Aber wir wollen den Leuten zeigen, dass sie nicht irgendwelchen Richtlinien entsprechen müssen, um glücklich zu sein. Wir sind wie Pippi Langstrumpf: Wir machen, was wir wollen, und wenn wir damit Erfolg haben, gut. Sonst ist es auch egal. Wir machen die Musik zuerst einmal für uns selber.

Ihr ändert euch nicht, um Erfolg zu haben?
Nein. Im Moment ist dieser Discorock total in. Ich bin sicher, viele Bands haben erst mit diesem Stil angefangen, weil er trendig ist. Aber ich glaube nicht, dass das überlebt. Ich zähle mich lieber zu den Freaks, die gegen den Strom schwimmen. Egal, was gerade im Radio läuft. Darum habe ich auch diesen Lebensstil gewählt.

Was gehört da dazu?
An Konzerte gehen, Bier trinken und rauchen ... Nein, Quatsch. Wenn ich 
Gewohnheiten aufzähle, tönt es oberflächlich.

Eigentlich steht es auch auf der «Influences»-Liste auf eurer Homepage: «Dinge, die man nicht sehen kann», «Schlafen», «Saisongemüse». Wer hat sie gemacht?
Ich. Die meisten schreiben einfach ein paar Bands hin, aber für mich ist der grösste Einfluss zum Musikmachen das Leben darum herum. Dazu gehören auch Regen, Zigis, freie Montage, Alltagskunst. Solche Sachen.

Warum gibt es so wenige Frauen 
in Rockbands?
Ich kenne schon ein paar. Aber viele sind nicht so ambitioniert wie ihre männlichen Mitmusiker. Ich weiss auch nicht, warum. Vielleicht weil Rockmusik nicht in erster Linie ein Kopfding ist. Du musst den Kopf abstellen und einfach machen. Und die meisten Frauen, die ich kenne, denken viel zu viel nach. Ich auch.

Du hast früher in einer Frauenband gespielt. Gibts die noch?
Nein. Die Schlagzeugerin ist heute noch meine beste Freundin, aber sie hat beim Spielen das Knie kaputt gemacht. Sie hat zu stark reingeprügelt.

Das ist ja ein richtiger Risikosport.
Ja, voll. Nicht nur das Spielen, auch die ganzen Umstände, die rauchige Atmosphäre, die Bier trinkenden Halbleichen. Das ist schon nicht unbedingt ein Frauending. Obwohl, die meisten Leute, die ich treffe, finden es toll, dass eine Frau Bass spielt. Aber das stört mich auch.

Der Frauenbonus?
Ja. Ich will nicht, dass mich die Leute nur deshalb gut finden, weil ich eine Frau bin.

Hörst du nie sexistische Bemerkungen?
Doch, doch. Etwa von Bands, die mit uns gespielt haben. «Aha, bei euch spielt eine Frau mit, wahrscheinlich wollt ihr einfach die Medien aufmerksam machen.»

Das sagen sie so offen?
Nein, aber indirekt. Kann ja zwischen den Zeilen lesen. Dann denke ich einfach: Du Wichser, jetzt hörst du zuerst mal zu. Nachher hat er nichts mehr gesagt.

Würdest du dich als Feministin 
bezeichnen?
Nein.

Gehst du zu Frauendemos?
Nein. Es gibt auch keine in Basel, glaube ich. Es gibt schon Feministinnengruppen. Aber ehrlich gesagt interessiert es mich nicht so. Ich kann mich schon durchschlagen. Wenn ich in einem Job nicht gleich viel verdienen würde wie ein Mann, dann würde ich protestieren. Und wenn mir dann der Arbeitgeber nicht mehr gibt, dann hat er mich nicht verdient!

Hast du so etwas schon einmal 
erlebt?
Nein. Ich arbeite halt auch nicht an Orten, wo es grosse Lohnunterschiede geben könnte. In den Jobs, die ich mache, wissen alle den Stundenlohn genau. Alle bekommen 17.50 in der Stunde oder so.

Eve Monney spielt Bass und singt bei der Band Navel. Daneben studiert sie Geschichte und Gesellschaftswissenschaften. Sie lebt in Basel. Navel besteht zurzeit aus Eve Monney, dem Sänger und Gitarristen Jari Altermatt und wechselnden Schlagzeugern.

www.myspace.com/navelofswitzerland