100 Wörter: Veganuary hiess früher Januarloch

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Der Januar entwickelt sich zusehends zum gesündesten Monat des Jahres, in dem gute Vorsätze wie Alkoholverzicht oder vegane Ernährung zeitlich begrenzt ausprobiert werden können, ohne die Enttäuschung, die sich einstellt, wenn solche Vorsätze für das ganze Jahr oder gar Leben gefasst und ungefähr gleich lang durchgezogen wurden, sprich höchstens einen Monat. Weniger bekannt ist, dass es sich dabei um eine uralte Tradition handelt. In der vorindustriellen Zeit wurde über die Festtage die gesamte Barschaft in Geschenke gesteckt, die Fleischvorräte wurden verzehrt, Butter und Milch verbacken und der Weinkeller ausgetrunken, sodass zwangsweise ein Verzichtsmonat anstand, der damals allerdings noch Januarloch hiess.

Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held», «Stirb, schöner Engel», «Mordgarten») und lebt in Zürich. 2019 ist sein letzter Köbi-Krimi, «Pöschwies», im Bilgerverlag erschienen. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen. Eine Auswahl unter dem Titel «100 Mal 100 Wörter» sowie «Mordgarten» und «Pöschwies» sind im WOZ-Shop www.woz.ch/shop als Buch erhältlich.