WOZ-Fest: Wer ist Peter Kernel?

Nr. 19 –

(grosse Ansicht der Fotocollage) FOTOS: TATJANA RÜEGSEGGER UND KARIN HOFFSTEN

Als die WOZ vierzig wurde, war die Welt gerade kollektiv krank. Als das Festkomitee alles eingefädelt hatte, um dann halt den 41. Geburtstag zu feiern, begann nebenan ein Diktator seinen Krieg. Und weil eine seriöse Zeitung Ereignisse von historischer Bedeutung auch in Feierlaune nicht ignoriert, begann der Abend ernst, aber spannend mit einem Podiumsgespräch: Der russische Schriftsteller Michail Schischkin, die ukrainische Historikerin und Genderforscherin Marta Havryshko und WOZ-Redaktorin Anna Jikhareva sprachen über «Perspektiven für den Frieden». (Mehr dazu in unserem Blog unter www.woz.ch/ukraine.)

Dem – faktenbedingt – leise um sich greifenden Pessimismus begegneten die Moderator:innen Big Zis und Ugur Gültekin mit Charme, Eloquenz und viel Sachkenntnis bezüglich Geburtstagskind. Auch Big Zis schrieb schon vor Jahren Kolumnen für die WOZ, erhielt dafür ein Honorar, das den Namen nicht verdient, und fragte sich damals, was denn das für eine Zeitung sei, die freiwillig ihre Texte druckt. Womit sie gleich geschickt auf eine der berühmtesten Eigenarten typisch weiblicher Sozialisation hinwies.

Der nächste Programmpunkt, «Ruedi Widmer zeigt Stefan Gärtner die Schweiz», wies zwar kaum Übereinstimmungen mit seinem Titel auf, sorgte aber dennoch für grosse Erheiterung. Wer im WOZ-Archiv stöbert, kann die dargebotenen Werke nachlesen.

Unterm zahlreich in die Rote Fabrik in Zürich strömenden Publikum zeigte sich natürlich auch Prominenz aus Politik, Wissenschaft und Kultur, darunter ein Ständerat, emeritierte und nicht emeritierte Professor:innen, Autor:innen, National-, Regierungs-, Kantons- und Gemeinderät:innen – dazwischen manch sogenanntes Powercouple. Zusammen mit all den unerkannten, sympathischen und fröhlichen Menschen kamen insgesamt an die 400 Gäste.

Und es gab Musik. Viel Musik. Tolle Musik. Nach eher besinnlichen Klängen von Odd Beholder betrat Peter Kernel die Bühne, und wer die Titelfrage am frühen Abend mit «Keine Ahnung» beantwortet hatte, wusste danach mehr. Peter Kernel hat vier Persönlichkeiten, zwei davon Drummer, die gemeinsam Hinreissendes schaffen: Postpunk im Fachjargon. Wer es erlebte, wird es nicht vergessen.

Zum Ausklang legte der bestgekleidete DJ des Landes – Crown Propeller – Schwarze Musik der vierziger bis sechziger Jahre auf. Mit den Harmonien von «Blue Moon» im Ohr verliess die Schreibende glücklich das Fest.