Kultour

Nr. 9 –

Ausstellung

Fotografie und Architektur

In der Architekturfotografie werden Bauten, Innenräume und Details oft aufgenommen, bevor der Gebrauch erste Spuren hinterlassen konnte. Bäume und Sträucher sind noch karg, im Innern fehlen Vorhänge, und die Möbel zeugen vom erlesenen Geschmack der ArchitektInnen – doch die Bilder wirken oft wie Bilder einer Ausstellung.

Das Fotomuseum Winterthur zeigt nun in seiner ersten Jubiläumsausstellung zu seinem zwanzigjährigen Bestehen Architektur im städtischen Lebensraum. Die Ausstellung «Concrete» fokussiert dabei auf historische, künstlerische und sozialpolitische Aspekte. Gegen 400 Bilder sind so in Werkgruppen gefasst, die Beispiele reichen vom 19. Jahrhundert bis ins Heute. Die Aufnahmen zeigen «Klassiker» von FotografInnen wie Henry Fox Talbot oder Lucia Moholy und enden bei den zeitgenössischen Positionen von Georg Aerni und Hiroshi Sugimoto. Geografische Schwerpunkte sind dabei neben Winterthur und Zürich auch Berlin und New York. Dabei trifft Alltagsarchitektur auf Prachtbauten, vertikal Orientiertes kontrastiert mit horizontal Ausgerichtetem, und an einigem nagt der Zahn der Zeit.
Fredi Bosshard

«Concrete – Fotografie und Architektur» in: Winterthur Fotomuseum, Fr, 1. März 2013, 19 Uhr, Eröffnung der Jubiläumsausstellung 1. 
Di–So, 11–18 Uhr; Mi, 11–20 Uhr. Bis 20. Mai. 
www.fotomuseum.ch

Film

Waldrausch

Er ist Ort der Erholung, der Freizeit, aber auch des Verbrechens und der Angst: der Wald. Eine grosse Anzahl von Filmen spielt im Wald, als filmische Kulisse bietet er eine riesige Palette an Möglichkeiten. Solche Filme zeigt das Kino Xenix in Zürich in seinem Märzprogramm. «Der Wald ist schlicht und einfach ein Schauplatz, der typischerweise in Genres wie dem Märchen-, Fantasy- oder Horrorfilm vorkommt. Oft ist er Ort des Unheils, Geheimnisvollen und Abgründigen. In den letzten Jahren gab es jedoch einige beeindruckende Filme, in denen der Wald mehr als nur Schauplatz der Handlung war», schreibt Jörg Hüssy im Programmheft des «Xenix».

Das Kino zeigt unter anderem Peter Liechtis semifiktionalen «The Sound of Insects. Record of a Mummy» (2009), in dem sich ein Mann im Wald zu Tode hungert, Fabián Bielinskys «El Aura» (2005) über einen Tierpräparator oder «Pan’s Labyrinth» (2006) von Guillermo del Toro, in dem der Wald ein fantastischer Ort der Flucht und Illusion ist. Weitere Filme sind zu sehen, in denen im Wald gemordet, therapiert, geflüchtet, nach Honig gesucht wird oder Gorillas beobachtet werden. An einem Abend zeigt das Berner Filmarchiv Lichtspiel im «Xenix» dreizehn Kurzfilmkuriositäten zum Thema «Wald» aus seinem Archiv.
Silvia Süess

«Waldrausch» in: Zürich Kino Xenix, 
Do, 28. Februar 2013, bis Mi, 27. März 2013.

«Eine kurze Geschichte des Waldes» – Kurzfilme aus dem Archiv in: Zürich Kino Xenix, Do, 7. März 2013, 19 Uhr. www.xenix.ch

Konzert

Kid Koala

Im Aufnahmestudio von Eric San alias Kid Koala in Montreal stehen neben verschiedenen Spulentonbändern Kisten mit Schallplatten, dazu Mischpulte, Verstärker, Keyboards, Gitarren und fünf Plattenspieler. Mit ihrer Hilfe schichtet er seine Soundcollagen «wie einen Blätterteig». Er verwandelt elektronische Störgeräusche in Rhythmen, Sounds werden gedehnt, geschrumpft und durch die Echokammern gejagt – der Blues bleibt trotzdem erdig und fett. Sobald Kid Koala auf Reisen geht, schrumpft das Equipment, und er nutzt sechs Sampler und drei Plattenspieler und scratcht mit alten Bluesplatten. So gelangt er auch live in die Nähe seines aktuellen Albums «12 bit Blues».

Der chinesischstämmige DJ und Comiczeichner kommt aber nicht allein: Er bringt seine «Incredible Dancing Machines» mit, die in seiner Vaudeville-Show die Back-up-Sänger und -Tänzerinnen ersetzen. Mit dabei als Gäste sind Adira Amram and The Experience. Sie heizen mit ihrem 20-Minuten-Work-out-Programm tüchtig für den Kid vor.
Fredi Bosshard

Kid Koala’s 12 bit Blues Vinyl Vaudeville in: 
Zürich Rote Fabrik, Do, 7. März 2013, 20.30 Uhr. 
www.rotefabrik.ch

Theater

Women and War

«Women and War», die performative Installation der Regisseurinnen Simone Eisenring und Anna Eger, untersucht die Rolle von Frauen in der Gewaltgeschichte des 21. und des 20. Jahrhunderts. Im Zentrum der Produktion des neu gegründeten Network of Factual Art (Nofa) stehen freiwillig gewählte oder unfreiwillig zugewiesene Rollen, die Frauen in bewaffneten Konflikten einnehmen.

«Faktische Kunst» nennen Eisenring und Eger ihre Arbeitsmethode. Als Grundlage für «Women and War» dienten ihnen Originaldokumente, Interviews mit Spezialistinnen und Zeitzeugen sowie Recherchen vor Ort und in Archiven.

Die Installation besteht aus sechs subjektiven Geschichten, die live und im Loop nachgespielt (reenacted) oder als Video- und Audioinstallationen vermittelt werden. In den Reenactments spielen Schauspielerinnen mit dem jeweils entsprechenden ethnischen Hintergrund: Frauen, deren Wege aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen in den deutschsprachigen Raum führten – oder von hier abgehen.

Die ZuschauerInnen verfolgen die Erzählungen in frei wählbarer Abfolge teils mit Kopfhörern, teils live. Gesprochen wird in deutscher und bosnischer Sprache (deutsch untertitelt). Es spielen Franziska Dick, Sabrina Hodzic und Angelika Sautter (live) sowie Elisabeth Andresen, Anna Eger, Edie Samland und Mirjam Smejkal (Video).
Adrian Riklin

«Women and War» in: Bern Schlachthaus Theater, Do, 28. Februar 2013, und Fr/Sa, 1./2. März 2013, 20 Uhr; Zürich Gessnerallee, Fr/Sa, 8./9. März 2013, 20 Uhr, 
und So, 10. März 2013, 18 Uhr. 
www.women-and-war.de

Eine Volksbühne für Basel

Mit der Gründung der Volksbühne Basel wollen elf Kunstschaffende aus Basel, die schon im transkulturellen Projekt «fremd?!» (siehe WOZ Nr. 21/10 ) zusammengearbeitet haben, an die Volksbühnenbewegung erinnern, wie sie Ende des 19. Jahrhunderts ins Leben gerufen wurde: «Wir glauben, die Zeit ist wieder reif dafür, das Theater für alle Menschen, die in unserer Gesellschaft zuhause sind, zu öffnen.»

Die Volksbühne als Vision einer «transkulturellen Theaterproduktions-Gemeinschaft» – schon der Stücktitel und die Namen der künstlerischen Leitung des ersten Projekts verweisen darauf: «Selam Habibi. Die ganz vorzügliche und höchst beklagenswerte Geschichte von Romeo» erzählt den Klassiker von William Shakespeare im Kontext der multikulturellen Vielfalt der heutigen städtischen Bevölkerung. Die jugendlichen SchauspielerInnen sind allesamt (ehemalige) SchülerInnen aus Basler Quartieren mit hohem AusländerInnenanteil, die schon in «fremd?!»-Projekten auf der Bühne standen.

Aus ihren Biografien und Erzählungen entsteht die neue alte Geschichte von Romeo und Julia. Mit Shakespeares zeitlosem Humor und Szenen aus dem transkulturellen Alltag von heute begeben sich die Theaterleute auf eine Spurensuche entlang der Bruchlinien, Konflikte und Möglichkeiten, die die Begegnung unterschiedlicher Menschen und Lebensweisen bietet. Für die Regie ist, wie schon in den «fremd?!»-Projekten, Anina Jendreyko zuständig, die musikalische Leitung obliegt dem kurdischen Sänger und Komponisten Süleyman Carnewa.
Adrian Riklin

«Selam Habibi» in: Basel Schalandersaal im Restaurant Altes Warteck, Clarastrasse 59. 
Mi, 6. März 2013, 19.30 Uhr (Premiere), 
Fr–So, 8.–10. März 2013, Do–So, 14.–17. März 2013, 
jeweils 19.30 Uhr. Weitere Daten: 
www.volksbuehne-basel.ch