WOZ News

Nr. 29 –

Ausgekleidete

«Den eher speziellen Ort der Veranstaltung – der Grossteil des Publikums sitzt auf dem trockengelegten, hellblau ausgekleideten Schwimmbadboden des Rehazentrums – scheint Rushdie nicht sonderlich zu beeindrucken», meldete der «Bund» vom Literaturfestival in Leukerbad. Wäre der Dichter des Deutschen mächtiger, würde ihn an dieser Stelle aber wohl den satanischen Gebrauch des Akkusativs beeindrucken.
Jürg Fischer

Klimawandelnde

Von gegenüber berichtete die «Schweiz am Sonntag»: «Gegenüber den meisten Gebäuden im Flachland, die zu null Prozent energieautark sind, ist die neue Monte-Rosa-Hütte ein Fortschritt. Ganz zu schweigen im Vergleich zur alten Hütte. Diese war zu null Prozent energieautark. Jährlich mussten bis zu 1600 Liter Diesel fürs Kochen und Heizen hochgeflogen werden, zudem sechs Tonnen Kohle zum Wasserschmelzen.» Wir ahnen komplexe physikalische Vorgänge und klimapolitische Zusammenhänge: Wasser muss dann geschmolzen werden, wenn kein Gletscher mehr da ist.
Jürg Fischer

Zusammenhängende

«Zusammen mit Caroline Morel, der Geschäftsleiterin von Swissaid, wurde auf Ende Mai ein Mailing an alle AbonnentInnen von ‹Le Monde diplomatique› verschickt.» Dies steht im Geschäftsbericht der WOZ. Sie staunen über diese dicke Post? Nehmen Sie es nicht gar zu wörtlich, wobei gutes Marketing bedeutet, dem Kunden, der Kundin immer ein bisschen mehr zu bieten, als er/sie erwartet hat.
Jürg Fischer

Genüssliche

Wie oben gezeigt, ist uns eine geschlechtergerechte Sprache selbstverständlich. In der NZZ hingegen verlieh kürzlich wieder einmal eine Autorin ihrem Leiden daran Ausdruck und zitierte dazu ein Mitglied der Schweizerischen Orthographischen Konferenz: Die Gleichsetzung von biologischem und grammatischem Geschlecht sei «allein schon deswegen unstatthaft, weil die Natur nur zwei, die Grammatik aber drei Geschlechter kennt. Der grammatische Genus hat nach dieser Lesart also nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun.» Gerade darum sehen wir keinerlei Anlass, das grammatische Genus hier um sein Neutrum zu prellen.
Karin Hoffsten

Hochkomplexe

In der WOZ Nr. 27/13 beklagten wir «kriminellste Gesetzesbrüche». Daraufhin schrieb Leserin I. zu Recht, das sei ein Pleonasmus, weil Gesetzesbrüche immer kriminell seien; zudem frage sie sich, ob kriminell überhaupt gesteigert werden könne. Laut unserem Lieblingsregelwerk Duden kann es das! Nun wollen wir zwar keinen politphilosophischen Diskurs darüber führen, wo und wann Gesetzesbrüche zu einem Recht oder gar zur Pflicht werden könnten, aber selbst in der Schweiz macht doch immer mal wieder ein Politiker von seinem persönlichen Widerstandsrecht Gebrauch, etwa im Strassenverkehr.
Karin Hoffsten

Früh Vergreiste

Es ist schon einige Zeit her, dass im «Tages-Anzeiger» der Technikphilosoph Reiner Heil mit einer Aussage zitiert wurde, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen: «(…) man kann 30-Jährige dagegen behandeln, dass sie langsamer altern.» Sollte diese Möglichkeit je therapeutisch umgesetzt werden, scheint uns jedwede Erhöhung des AHV-Alters vollkommen fehl am Platze.
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch