Kultour

Nr. 43 –

Film

«In Arbeit»

Kooperation und Selbstbestimmung: Diese stehen im Zentrum der Filmreihe «In Arbeit» des Berliner Filmkollektivs Cinéma Copains. Die FilmemacherInnen Arne Hector und Minze Tummescheit beschäftigen sich mit den heutigen Arbeitsbedingungen und mit jenen Menschen, die auf der Suche nach Alternativen sind. In ihrer dreiteiligen dokumentarischen Serie «In Arbeit» präsentieren sie selbstbestimmt arbeitende Kollektive in Europa. «Eine dokumentarische Serie, eine filmische Untersuchung zu Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen kollektiven Handelns» nennen die Filmschaffenden ihre Filme.

Die Serie ist als Interviewkette angelegt: Die Cinéma Copains führten ein Interview mit L’Abominable, einem kollektiven Pariser Filmlabor. Dessen Betreibende wiederum führten ein Interview mit Mitgliedern einer genossenschaftlich organisierten Arbeitslosenversicherung für Film- und Theaterschaffende, diese wiederum führten ein Interview mit zwei Mitgliedern einer Agrargenossenschaft in Sizilien – und so weiter.Die beiden RegisseurInnen sind im Kino Xenix zu Besuch, sprechen über ihre Arbeit und zeigen Filmausschnitte. Durch den Abend führen Julia Zutavern und Dominique Rudin.

«In Arbeit» – Filmausschnitte und Gespräch mit dem Filmkollektiv Cinéma Copains in: Zürich 
Kino Xenix, Do, 24. Oktober 2013, 19 Uhr. www.xenix.ch

Silvia Süess

Konzert

Kleinaberfein

Richard Butz hat in den vergangenen Jahrzehnten in St. Gallen regelmässig Jazzkonzerte organisiert und dabei auch gern über die Ränder geguckt. Nach mehrmaligen Versuchen, mit dem Organisieren aufzuhören, zeigen sich bei ihm ähnliche Symptome wie bei RaucherInnen: Sie können die Hände nicht davon lassen. Butz ist seit einigen Monaten mit «kleinaberfein (kaf)» im gediegenen Rahmen wieder dabei.

Mit dem Aurora Trio hat er Musiker eingeladen, die in verschiedensten musikalischen Sphären heimisch sind und sich frei musizierend auf höchstem Niveau bewegen. Der in der Nähe von Zürich lebende englische Kontrabassist und Orchesterleiter Barry Guy spielt zusammen mit den spanischen Musikern Agustí Fernández (Piano) und Ramón López (Schlagzeug). In diesen Tagen erscheint auch ihre dritte CD mit dem programmatischen Titel «A Moment’s Liberty».

Aurora Trio in: St. Gallen Centrum dkms, Diözesane Kirchenmusikschule am Gallusplatz, 
So, 27. Oktober 2013, 17 Uhr. 
Reservation: kleinaberfein@bluewin.ch.

Fredi Bosshard

35 Jahre WIM

Die Geschichte der Werkstatt für improvisierte Musik (WIM) in Zürich begann 1978 auf vierzig Quadratmetern in einem Werkstatt- und Wohngebäude an der Hellmutstrasse. Die Musiker Peter K. Frey (Bass), Jürg Gasser (Saxofon), Urs Voerkel (Piano, 1949–1999) und Fritz Hegi (Piano) initiierten das Projekt mit der freien Improvisation im Zentrum – und bezahlten während der ersten Jahre auch gleich die Miete. Die Einnahmen aus Kursen und Unterricht halfen mit, die laufenden Kosten zu tragen.

1983 zog die WIM zwei Ecken weiter in eine städtische Liegenschaft an der Magnusstrasse. Im März des gleichen Jahres spielte eine grössere WIM-Formation ein Benefizkonzert für die WOZ. Seither wird an der Magnusstrasse an 365 Tagen im Jahr geprobt, unterrichtet und das musikalische Experiment gepflegt. Jeweils dienstags findet ein Werkstattkonzert mit Einheimischen und Gästen aus aller Welt statt. Am ersten Donnerstag des Monats ist Omri Ziegele mit Billiger Bauer unterwegs.

Für das 35-Jahr-Jubiläum haben Gasser und Frey, die immer noch dem Vorstand angehören, und Jonas Labhart (Saxofon) drei Nonette gebildet. Sie sind aus Trios herausgewachsen, die in einem Zwischenstadium zum Sextett wurden und ihren Kulminationspunkt an den auf drei Tage verteilten Festivitäten erreichen. Mit den jeweils vorangestellten Duos sind insgesamt 33 MusikerInnen beteiligt, die die WIM in die Zukunft tragen.

35 Jahre WIM in: Zürich Werkstatt für improvisierte Musik, Magnusstrasse 5, Do, 24., bis 
Sa, 26. Oktober 2013, jeweils 20 Uhr. www.wimmusic.ch

Fredi Bosshard

Yasiin Bey aka Mos Def

Zusammen mit Mannie Fresh hat der US-amerikanische Rapper Yasiin Bey in diesem Frühjahr pünktlich auf Ostern hin den Track «Black Jesus» veröffentlicht. Zu erdig-kargen Beats, die von Gospelgesängen begleitet sind, erzählen sie ihre Version der Geschichte vom süssen schwarzen Jesus. Der Song wird wahrscheinlich auf der erwarteten CD «Omfgod» erscheinen und ist in einer Linie mit dem Erstling «Black on Both Sides» (1999) von Mos Def zu sehen, wie sich Yasiin Bey vor 2012 nannte.

Aus Mos Def, der mit bürgerlichem Namen Dante Terrell Smith heisst, ist also Yasiin Bey geworden. Er ist ein begnadeter Rapper, Politaktivist, seit 2001 auch Schauspieler und Mann der unzähligen Pseudonyme, darunter Black Dante und Pretty Flaco. Sein unter die Haut gehendes Video «Force-fed under Standard Guantánamo Bay Procedure», in dem er die bei Guantánamo-Häftlingen angewandte Zwangsernährung am 15. Juni in London an sich selbst ausprobierte, ging um die Welt.

Yasiin Bey aka Mos Def in: Zürich Stall 6, Theatersaal Gessnerallee. So, 27. Oktober 2013, 18 Uhr, mit Nefew, Quartier Bon Son, DJ Jesaya, DJ L-Way. www.gessnerallee.ch

Fredi Bosshard

Lesungen

Lies mal wieder mehr

Das Wochenende steht ganz im Zeichen des Buchs. «Zürich liest» heisst es von Donnerstag bis Sonntag in Zürich, Winterthur und Region. Die Buch Basel präsentiert sich ebenfalls von Donnerstag bis Sonntag am Rhein.

Das Zürcher Monsterprogramm wird am Donnerstag von Urs Widmer eröffnet zusammen mit ersten Proben von Nora Gomringer und Arnon Grünberg, die in den folgenden Tagen noch ausführlicher zu Wort kommen werden. Rund 200 Veranstaltungen gibt es, von herkömmlichen Lesungen über Diskussionen und szenische Inszenierungen bis zu literarischen Tramfahrten. Schweizer AutorInnen wie Arno Camenisch, Alex Capus, Pedro Lenz und Milena Moser sind mit ihren neuen Büchern zu hören; aus Venedig gondelt Donna Leon herbei, Nuruddin Farah erzählt aus Somalia, Ilija Trojanow über Bulgarien und Alain Mabanckou aus der Republik Kongo (vgl. Buchtipp nebenan). Zum Abschluss liest der letztjährige Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Liao Yiwu, aus seinem neusten Buch über das andere, nicht offizielle China.

Bei der Buch Basel treten über hundert AutorInnen auf, darunter alle fünf für den Schweizer Buchpreis Nominierten. Zentrum der Veranstaltungen ist diesmal das Volkshaus, doch werden auch andere Lokalitäten bespielt. Manche Schreibenden sind parallel in Zürich und Basel zu hören; zusätzlich kann Basel etwa Autoren wie Christoph Ransmayr und Daniel Kehlmann, Peter Stamm und Jonas Lüscher anbieten. Am Sonntag wird dann im Theater Basel der Schweizer Buchpreis 2013 verliehen – als Kronfavorit wird hier Jonas Lüscher ausgerufen, doch werden Wetten noch entgegengenommen.

«Zürich liest ’13» in: Zürich, Winterthur, 
Bülach u. a., Do–So, 24.–27. Oktober 2013. 
www.zuerich-liest.ch
BuchBasel in: Basel Do–So, 24.–27. Oktober 2013. 
www.buchbasel.ch

Stefan Howald

Musio und de Simoni

Der Berner Autor Christian de Simoni hat mit seinem Roman «Rückseitenwetter» 2011 ein starkes Debüt vorgelegt. In eigenwilliger Sprache erzählt er vom Alltag eines Mittdreissigers, der durch sein Leben dümpelt. Mit Selbstironie, Melancholie und einer guttuenden Direktheit analysiert Simoni in seinem vergnüglichen Text das Leben seiner eigenen Generation.

Nun schreibt er an einem neuen Buch. Einblicke in sein Schaffen gibt er an einer Lesung im Berner Café Wartsaal, mitorganisiert wird die Lesung von der Buchhandlung Sinwel. Mit dabei ist Giuliano Musio. Der Germanist hat schon in Literaturzeitschriften und Anthologien publiziert und stellt nun sein aktuelles Romanprojekt vor, das die verschiedenen Gesichter des Vergessens thematisiert.

Giuliano Musio und Christian de Simoni in: 
Bern Wartsaal, Mi, 30. Oktober 2013, 19.30 Uhr. 
www.wartsaal-kaffee.ch

Silvia Süess